Nur mit gesunden Schweinen macht die Arbeit Freude und lässt sich Geld verdienen. Und nur gesunde Schweine liefern ein hochwertiges Nahrungsmittel. Faktoren, wie Haltung, Fütterung und immunologische Vorbeuge sind klassische Ansatzpunkte für einen hohen Gesundheitsstatus.
Weniger präsent sind die bauhygienischen Erfordernisse als Fundament für gesunde Schweine. Johannes Hilgers vom Rheinischer Erzeugerring für Mastschweine e.V. gibt hier konkrete Tipps aus der Praxis.
Einfriedung des Gebäudes
Alle bauhygienischen Maßnahmen haben zum Ziel, den Erregereintrag von außen in den Betrieb zu verhindern und die Erregeranreicherung und -ausbreitung innerhalb des Betriebes zu verhindern oder zu minimieren.
Unbefugte Besucher und Fahrzeuge, aber auch freilaufende Hunde und Spaziergänger sind auf dem Betriebsgelände passé. 80 Prozent aller Infektionen gelangen von außen in den Betrieb. Die Einfriedung des Gebäudes mit einem Zaun, der Menschen, Wildschweine, Füchse, Hunde und Katzen fernhält und die Sicherung durch ein verschließbares Tor zählen zu den effektivsten Mitteln, um den Schweinebestand vor Infektionen zu schützen. Tierarzt, Mechaniker und Futterlieferant wissen Bescheid oder werden vorab informiert, sich telefonisch zu melden oder am Tor zu klingeln.
Multiside-Produktion: Trennung der Haltungsstufen
Multiside-Produktion: Übersetzt heißt der Begriff so viel wie Trennung der einzelnen Haltungsstufen, beginnend bei Geburt und Aufzucht bis hin zur Mast beziehungsweise Eingliederung in eine vorhandene Herde. Mit der örtlichen Trennung der Gebäude für die genannten drei Stufen der Schweineproduktion unter den jeweiligen betrieblichen Bedingungen - angestrebt wird der größtmögliche Abstand der einzelnen Stallgebäude - lässt sich die Erregerübertragung über Menschen, Schadnager, Geräte und die Luft verhindern. Dadurch können die späteren Mast- und Fruchtbarkeitsleistungen deutlich verbessert werden.
Durch die isolierte Aufzucht und Mast ist sichergestellt, dass sich die Schweine nur mit der Keimflora auseinandersetzen müssen, in die sie im Abferkelstall unvermeidbar hineingeboren wurden. Durch die strikte Trennung der einzelnen Stufen wird verhindert, dass sich die Tiere im Flatdeck oder im Maststall mit "Hauskeimen" infizieren. Der hohe Erregerdruck ist in Betrieben mit immer wiederkehrenden Gesundheitseinbrüchen einer der Hauptursachen für Leistungsminderung, gehäufte Erkrankungen und Verluste.
Multiside- Produktion kann je nach baulicher Voraussetzung zwei oder dreistufig erfolgen. Generell gilt: Je mehr Stufen unterschieden werden, desto besser der Hygienestatus.
Oberste Pflicht: Hygieneschleuse
Beim Betreten des Stalles ist eine Hygieneschleuse oberste Pflicht. So wird verhindert, dass Infektionserreger in den Bestand eingeschleppt werden. Wer in den Stall möchte, wäscht sich im vorderen Bereich seine Hände, legt Schmuck und Uhr ab, duscht, zieht stalleigene Kleidung an und setzt sich zum Schuhwechsel auf die Bank, die den direkten Weg in den Stall versperrt.
Hofskizze zeigt Schwachstellen auf
Tierinfektionen lassen sich auch durch die geschickte Planung des Personen und Fahrzeugverkehrs auf dem Hof vermeiden. Bei der Planung wird der gesamte äußere Stallbereich erfasst, also alle Wege, Gänge und Hofflächen, die zur Versorgung der Tiere bei der täglichen Arbeit betreten werden. Durch klar erkennbare Abgrenzungen, wie Einfriedung entlang der Ställe, wird der innere Hofbereich vom Außenbereich getrennt. So sollte das Futtersilo so stehen, dass der Futtermittellieferant es auf einem um den Hof herumführenden Weg anfahren und gegebenenfalls mit einem Verlängerungsschlauch befüllen kann.
Im Idealfall fließen die Verkehrsströme, ohne dass sich die Wege von Fremdpersonen und Fremdfahrzeugen, wie Tierarzt, Viehtransport, Futtermittel, Spermalieferant und Post, kreuzen.
Kontakte zwischen Tieren, Personen und Versorgungsverkehr vermeiden
Was für den Fremdverkehr auf dem Hofgelände gilt, trifft auch auf die betrieblichen Abläufe zwischen den einzelnen Stalleinheiten zu. Die Zuordnung der Ställe und Funktionseinheiten ist so zu gestalten, dass wechselseitige Kontakte im Tier, Personen und Versorgungsverkehr so gering wie möglich gehalten werden können. Das ist in der Praxis sicher nicht immer einfach, aber nicht unmöglich. Betriebe, die im geschlossenen System arbeiten, sollten direkten oder indirekten Kontakt zwischen Sauen und Mastschweinen auf der einen und Ferkelaufzuchtställen auf der anderen Seite minimieren.
In der pdf-Datei Hygienetipps für gesunde Tierbestände finden Sie noch mehr Tipps zu folgenden Themen:
- Quarantäne
- Tiereinkauf
- Reinigung
- Rroduktionsrhythmus
- Beleggröße
- Verladen
- Kadaverlagerung
.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.