Seit gut sieben Jahren halten Karl und Gesine Harleß Schweine mit Ringelschwanz. Dafür haben sie sich beispielsweise im Rahmen des Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz (MuD) eng mit Beratern und Vertretern der Wissenschaft ausgetauscht. „Auch der Austausch mit anderen Landwirten im Rahmen des Wissensnetzwerk hat und sehr geholfen“, sagt Karl Harleß.
Das Ehepaar hat mit der Zeit gelernt, sich ein Stück weit in die Tiere hineinzuversetzen. „Das bedeutet auch, dass wir die Ferkel, wenn wir sie einstallen, dort abholen müssen, wo sie stehen. Sie kommen aus einer anderen Haltung. Unser Stall ist erst einmal für sie fremd. Daher müssen wir ihnen den Einstieg bei uns so angenehm wie möglich gestalten“, sagt Karl Harleß. Dazu bereiten Harleß‘ die Buchten mit verschiedenen Beschäftigungsmaterialien und einem Begrüßungsfutter vor. „Dieses Vorgehen und auch die Auswahl der Materialien haben wir uns über die Jahre hinweg erarbeitet. Wir probierten viel aus, verwarfen einige Ideen wieder oder behielten Dinge bei, die für uns und die Tiere gut funktionierten“, sagt er.
Schwanzbeißen: Im Ernstfall sofort handeln
Trotz all dieser Bemühungen können Karl und Gesine Harleß Beißversuche nicht vollständig unterbinden. „Es sind immer einzelne Tiere dabei, die ihre Artgenossen beißen. Das sind meist Tiere, die aus irgendeinem Grund nicht mit der Umgebung zurechtkommen“, erklärt Gesine Harleß. Diese Tiere mit einer genauen Tierbeobachtung möglichst früh herauszufinden, sei besonders wichtig. Sind Schwänze durch Beißen verletzt oder wund, versorgen die Schweinehalter es mit Klausan, einem Pflegemittel zur Regeneration. „Eigentlich wird dieses Mittel bei Klauenverletzungen angewendet. Wir haben aber festgestellt, dass es sich gut eignet, um verletzte Schwänze zu versorgen. Es wirkt blutstillend und sorgt für einen schnellen Wundverschluss. Die verletzten Schwänze dippen wir vorsichtig in die Lösung, während wir durch die Bucht gehen“, beschreibt Karl Harleß.
Beißer werden in der Regel in ein Krankenabteil separiert und für den Notfall haben Harleß’ immer Strukturfutter, Gesteinsmehl und Beschäftigungsmaterial parat. „Tritt Schwanzbeißen auf, müssen wir die Tiere für mindestens zwei Tage von den verletzten Schwänzen ablenken, bis diese wieder ansatzweise verheilt sind. Dafür müssen wir Anreize schaffen und für Abwechslung sorgen“, sagt Gesine Harleß. In der Regel seien die ersten fünf Wochen nach dem Einstallen die kritische Zeit, in der es vor allem zu Schwanzbeißen kommen kann.
Das Halten von Schweinen mit intakten Ringelschwänzen sei nicht einfach. „Man muss als Landwirt bereit sein, mehr Zeit und Aufwand in Kauf zu nehmen“, sagt Gesine Harleß. In Niedersachsen sorge seit gut drei Jahren die Ringelschwanzprämie dafür, dass die Mehrkosten ansatzweise aufgefangen würden, ergänzt ihr Mann. „Wir bieten den Tieren damit mehr Lebensqualität. Um das zu erreichen, muss es aber auch ein gewisses Umdenken geben“, sagt er. Letztlich sei es eine Frage der Haltung – der der Tiere, aber auch der inneren Haltung der Landwirte.
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