Die Fleisch- und Schweinebranche in der Ukraine befindet sich in einer kritischen Situation. Wie Pig Progress berichtet, sei die Lage inzwischen so dramatisch, dass die Ernährungssicherheit der Ukraine auf dem Spiel stehe.
Daniil Getmantsev, Vorsitzender des Finanzausschusses der Werchowna Rada, sagte nach einem Treffen mit dem Verband der ukrainischen Fleischindustrie, dass als Folge der russischen Militäraggression ein bedeutender Teil der großen landwirtschaftlichen schweinehaltenden und verarbeitenden Unternehmen in den derzeitigen Kampfzonen und vorübergehend besetzten Gebieten lägen. Als Beispiel nannte Getmantsev den größten ukrainischen Schweinefleischerzeuger APK-Invest.
Schweine halten in der Hochrisikozone
In den ersten Wochen des Krieges schienen Unterbrechungen der Versorgungskette und eine allgemeine Desorientierung der Marktteilnehmer die gesamte ukrainische Schweineindustrie zu bedrohen, sagte Oksana Jurchenko, Leiterin des ukrainischen Schweinezuchtverbandes. Diese apokalyptischen Prognosen hätten sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.
Stattdessen hätten sich fünf Regionen beziehungsweise Risikozonen im Osten und Südosten der Ukraine herausgebildet, die stark umkämpft seien oder besetzt sind. Dazu zählen Donezk, Saporischschja, Luhansk, Charkiw und Cherson. Laut Jurchenko wären aus diesen Bereichen im vergangenen Jahr aber immerhin 23 Prozent der Schweinefleischproduktion gekommen.
Jetzt würden schwierigste Bedingungen für die Betriebe in den Gebieten gelten. Sie seien ganz oder teilweise logistisch isoliert und könnten ihre Schlachtschweinen nicht verkaufen. So hätten sie keine Möglichkeit, Geld zu verdienen und dementsprechend Futtermittel und Tierarzneimittel zu kaufen.
Schweinebranche fürchtet Eskalation des Konflikts
Auch die Region Dnepropetrowsk, die in der Nähe der Kriegsgebiete liegt, würde laut Jurchenko einige Marktteilnehmern als Hochrisikoregion betrachten. Sie befürchten eine weitere Eskalation des Konflikts sowie die Abwanderung von Verbrauchern und Arbeitskräften.
In der Zentral- und Westukraine, einschließlich der unbesetzten Regionen Kiew und Tschernihiw, arbeitet die überwiegende Mehrheit der Schweinehalter dagegen wie gewohnt weiter. In diesen Regionen gäbe es keine nennenswerten Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Futtermitteln. Außerdem hätten die meisten Schweinehalter dort bereits ausreichende Futtermittelvorräte für den Fall höherer Gewalt angelegt.
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