Sie gehören zu den Erfolgsfaktoren einer wirtschaftlichen Ferkelerzeugung: Jungsauen. Um die Wirtschaftlichkeit der Ferkelerzeugung zu bewerten, muss neben Leistungskennzahlen wie abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr, Ferkelverluste oder Abferkelrate und Umrauscherquote auch auf die Remontierungsrate beziehungsweise die Kosten für die Bestandsergänzung geachtet werden. Sie sind nicht zuletzt ein Gradmesser für die Qualität des Herdenmanagements und können über Erfolg oder Misserfolg in der Ferkelerzeugung entscheiden.
Die Remontierungsquote (RQ) steht für den Anteil an Jungsauen (Remonten), die jährlich neu in die Herde kommen, um die ausgeschiedenen Sauen zu ersetzen. Damit soll über die weibliche Seite ein Zuchtfortschritt im Sauenbestand realisiert werden. Bei der Remontierung wird unterschieden zwischen dem Zukauf und der eigenen Nachzucht.
Eigene Nachzucht
Das Erzeugen der eigenen Nachzucht stellt hohe Anforderungen an das Herdenmanagement. Auch der Platzbedarf für die Nachzucht und der Arbeitsaufwand für ihre Betreuung ist erhöht.
Gleichzeitig kann aber mit der eigenen Remontierung die Herdengesundheit erhöht werden, weil keine fremden Tiere zugekauft werden. Damit unterbleibt auch das Risiko des Einschleppens von Krankheiten mit den zugekauften Tieren. Zudem benötigen die Jungsauen unter Umständen weniger Zeit, um sich an die vorherrschenden Haltungsbedingungen zu gewöhnen, weil sie im Idealfall während der Aufzucht im eigenen Betrieb bereits damit vertraut gemacht werden. Sie sind zudem mit dem betriebsspezifischen Keimmilieu vertraut, was ihnen das spätere Eingliedern in die Herde erleichtert.
Mittlere Remontierungsrate
Im Mittel sollte die Remontierungsrate bei etwa 40 Prozent liegen. Bei einer zu hohen Remontierungsrate sind die Fruchtbarkeitsleistung und die Aufzuchtergebnisse des Bestands vermindert. Erstlingssauen haben wegen ihrer kleinen Uteri in der Regel kleinere Würfe und niedrigere Geburtsmassen der Ferkel. Zudem produzieren Erstlingssauen aufgrund des noch nicht voll entwickelten Drüsengewebes der Milchleisten weniger Milch.
Ein zu hoher Anteil an Jungsauen kann auch das Risiko für eine verminderte Herdengesundheit erhöhen. Zum Teil kann es höhere Aufwendungen erfordern, die Jung- sauen immunologisch an die Sauenherde anzupassen und ihre Zuchtreife zu gewährleisten. Zudem senkt eine zu hohe Remontierung den Spielraum für die Leistungsselektion, die Nutzungsdauer und die Lebensleistung der Tiere.
Eine zu niedrige Bestandsergänzung führt dagegen zu einem überalterten Bestand. Der Anteil an Sauen mit mehr als sechs Würfen ist in diesen Herden erhöht. Besonders bei diesen Sauen muss vermehrt mit Geburtsschwierigkeiten, Totgeburten und Ferkelverlusten gerechnet werden. In jeder Sauengruppe sollten daher je Wurfzyklus 15 bis 20 Prozent der Bestandssauen ausselektiert und durch zuchtreife Remonten ersetzt werden.
Betriebsindividuell entscheiden
Ob ein Betrieb bei der Bestandsergänzung auf die eigene Nachzucht oder den Zukauf von Jungsauen setzt, ist betriebsindividuell. Bei dieser Entscheidung kann meist der Zuchtberater des jeweiligen Zuchtunternehmens behilflich sein.
Je nach Zuchtunternehmen und Region in Deutschland ist der Anteil der Betriebe, die auf Eigenremontierung setzen, unterschiedlich. Auf Anfrage von agrarheute schreibt das Zuchtunternehmen German Genetics beispielsweise: „Wir sehen in den einzelnen Regionen Deutschlands große Unterschiede in der Produktionsausrichtung. So sind die Betriebe in den südlichen Bundesländern, mit relativ gesehen kleineren Betriebsgrößen, hauptsächlich auf den kontinuierlichen Jungsauenzukauf ausgerichtet. Der Anteil an Betrieben mit Eigenremontierung liegt bei weniger als 20 Prozent.“
Die Anzahl der Betriebe mit Eigenremontierung sei unter den Kunden des Zuchtunternehmens recht gleich geblieben. „Der Großteil unserer Kundenbetriebe im Süden hat sich für den Zukauf von Jungsauen entschieden und konzentriert sich auf die Ferkelerzeugung, um die Ressourcen wie zu wenig vorhandene Fläche bestmöglich auszunutzen. Ebenso haben kleinere Betriebe mit Jungsauenzukauf einen direkteren Anschluss an unseren Zuchtfortschritt, da bei Eigenremontierung die genetische Selektionsschärfe, durch die eingeschränkte Auswahl an Zuchttieren auf der Sauenseite, limitiert ist“, heißt es im Statement von German Genetics weiter.
Bei den Zuchtunternehmen PIC, Hypor und Topigs Norsvin ist der Anteil der Kundenbetriebe mit Eigenremontierung deutlich höher. So gab das Zuchtunternehmen PIC auf Anfrage von agrarheute an, dass etwa 30 bis 35 Prozent der Bestandssauen in den Kundenbetrieben über Eigenremontierung mit PIC-Genetik ergänzt werden. Beim Zuchtunternehmen Hypor stammen 65 Prozent der Remontetiere in den Kundenbetrieben aus Eigenremontierung und 35 Prozent werden durch Zukauf ergänzt.
Beim Zuchtunternehmen Topigs Norsvin setzen etwa 40 Prozent der Kundenbetriebe auf Eigenremontierung. In den letzten Jahren sei dieser Anteil recht stabil geblieben. Zuletzt konnte das Unternehmen jedoch eine leicht steigende Tendenz feststellen.
Das Zuchtunternehmen German Genetics ergänzt: „In anderen Regionen, insbesondere in Gebieten mit weniger Schweinehaltern und tendenziell größeren Beständen wie zum Beispiel in Ostdeutschland, liegt der Anteil der Betriebe mit Eigenremontierung bei nahezu 100 Prozent.“
In den größeren Betrieben seien der Faktor Fläche und die Stallkapazitäten weniger begrenzt als bei den Kundenbetrieben im Süden Deutschlands. In diesen Betrieben sei die Eigenremotierung leichter umzusetzen. „Gleichwohl haben sie durch die große Population eine sehr gute Selektionsschärfe, die einen Anschluss an den Zuchtfortschritt möglich macht“, berichtet German Genetics.
Eigenremontierung im Trend
In Zukunft könnte die Eigenremontierung in den deutschen Schweinehaltungsbetrieben an Bedeutung gewinnen, meinen die von agrarheute befragten Zuchtunternehmen. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund der wachsenden Produktionseinheiten zu erwarten. Darüber hinaus werde der seuchen- hygienische Aspekt durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) noch weiter ins Zentrum gerückt, sodass man einen höheren Anteil an Eigenremontierung in allen Produktionsgrößen erwartet, erklärt das Zuchtunternehmen German Genetics.
Das Zuchtunternehmen PIC erwartet zudem einen zunehmenden Trend zu geschlossenen Schweinehaltungssystemen. Trotzdem sieht es in der Praxis auch eine gewisse Stagnation. „Der Hintergrund hierfür liegt unseres Erachtens darin, dass die Eigenremontierung für wachsende Betriebsstrukturen zwar eigentlich die passendere Option wäre, sich die Betriebe allerdings in der Praxis aufgrund von Fachkräftemangel und knappen Ressourcen letztlich doch auf ihr Kerngeschäft, die Mastferkelproduktion, konzentrieren und den genetischen Fortschritt in Form von Jungsauen oder Zuchtferkeln zukaufen.“
Der Zuchtferkelzukauf könne in manchen Betrieben einen gesunden Mittelweg zwischen Eigenremontierung und dem Zukauf deckfähiger Jungsauen darstellen. Hier könne die längere Aufenthaltsdauer im Rahmen der Jungsauenaufzucht für die Quarantäne und Eingliederung der Jungtiere genutzt werden.
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