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Frei Schnauze

Sauenhalterin Nadine Henke: Was zum Teufel ist mit Tönnies los?

Was will Tönnies in Sachen Tierwohl? Diese Frage stellt sich Sauenhalterin und Agrarbloggerin Nadine Henke.
am Donnerstag, 23.03.2023 - 10:07 (3 Kommentare)

Hü oder hott beim Thema ITW bei Tönnies. Nadine Henke fragt sich, was da los ist und ob das Schlachtunternehmen noch ein ernst zu nehmender Marktpartner ist.

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, ist Tönnies noch ein ernst zu nehmender Marktpartner oder ein Konzern ohne jeglichen Fahrplan? Aber fangen wir vorne an: Im Dezember 2021 gab es ein Rundschreiben der Firma Reisinger (= Tönnies), wonach zukünftig für Frischfleisch und Fleischerzeugnisse 5xD (geboren, aufgezogen, gemästet, geschlachtet und verarbeitet in Deutschland) für die Haltungsstufe 2 der Initiative Tierwohl (ITW) gilt. Dies würden sie zum Ende der Lieferperiode honorieren.

Am 1. Januar 2022 setzte Tönnies nach: Für QS-Ware, angeblich für den Export, gab es Hauspreise, für ITW-Tiere immerhin die offizielle Notierung. Parallel kündigte Tönnies QS-Lieferverträge mit der Begründung, die Forderung des Lebensmittelhandels nach 5xD und ITW-Ware hätte eine Differenzierung der Märkte zufolge. Dafür bot Tönnies den Mästern neue Verträge auf Basis der Haltungsstufe 2/ITW an. Man versuchte, 5xD und ITW-Tiere in einen Vertrag zu bekommen.

Bettelbrief und Kündigung: Was will Tönnies?

Keine drei Monate später folgte ein Bettelbrief von Tönnies zur aktuellen Situation in der Fleisch- und Wurstwarenindustrie – die Rohstoffe und die Lohnkosten seien so massiv gestiegen. Im Mai 2022 hieß es dann plötzlich, man könne den ITW-Bonus nur noch an Vertragskunden zahlen.

Im August 2022 die nächste Meldung: Tönnies kündigt die ersten ITW-Verträge. Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres wieder ein Rundschreiben: Tönnies bittet die ITW-Betriebe um eine „Rückumstellung“ auf QS.

Puh, ich komme da ehrlich gesagt nicht mehr mit. Was wollen die eigentlich? Eine wirkliche Strategie ist für mich nicht erkennbar, wenn ein führendes Unternehmen innerhalb eines Jahres dreimal die Richtung ändert. Kurz gesagt – wir Schweinehalter benötigen langfristige Planungssicherheit. Ein „heute hü und morgen hott“ bricht uns mittel- bis langfristig das Genick.

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