Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) hat bei den zehn größten Schlachtunternehmen in Deutschland nachgefragt: Welche der alternativen Verfahren zur betäubungslosen Kastration von Ferkeln wird bevorzugt? Die meisten favorisieren demnach die Kastration unter Inhalationsnarkose.
Die Schlachter bevorzugen überwiegend nicht die Jungebermast und die Impfung gegen Ebergeruch, die so genannte Immunokastration. Sie schätzen die Vermarktung von Eberfleisch als schwierig ein. Zur Impfung gegen Ebergeruch machten die Unternehmen in Hinblick auf Fleischqualität und Vermarktbarkeit gegensätzliche Aussagen. Teilweise wurden diese beiden Verfahren ganz abgelehnt. Begründet wird dies vor allem mit der aufwendigen Sortierung.
Laut der ISN zeigt diese Umfrage, dass die Schlachter die Problemlösung auf die Schweinehalter abwälzen wollen. So würden alle Verfahren akzeptiert, aber nicht gleichwertig bezahlt. Als besonders negativ führt die ISN an, dass mit Ausnahme eines Unternehmens alle beim Thema Improvac auf der Bremse stehen. Obwohl man angibt, offen für dieses Verfahren zu sein, sind die Abrechnungsmodalitäten kein wirklicher Anreiz für Schweinehalter, die Immunokastration als Lösung zu wählen. Das ist laut der ISN scheinheilig. Gerade die Top 3 der Schlachter wäre gut beraten, die Impfung gegen Ebergeruch gleichwertig zu behandeln.
Ferkelkastration: Tönnies, Vion und Westfleisch sind sich einig
Das BZL führte die Umfrage Ende 2019 durch und veröffentlichte nun die Ergebnisse. Das Bundesinformationszentrum fragte die zehn größten Schlachtunternehmen unter anderem nach der Präferenz oder dem Ausschluss einzelner Methoden sowie zu den Abrechnungsverfahren und den Vermarktungsmöglichkeiten. Hier einige Antworten:
- Tönnies betont, dass den Landwirten alle Methoden offengehalten werden sollen. Allerdings werden zum Beispiel Improvac-Tiere bisher nur projektbezogen geschlachtet und nach der Preismaske für Schlachtschweine minus 3 Cent pro kg Schlachtgewicht abgerechnet. Der Preisabschlag wird mit der zusätzlichen Sensorik begründet.
- Westfleisch akzeptiere grundsätzlich alle Alternativen zur Vermeidung der betäubungslosen Kastration, sofern sich das Fleisch vermarkten lässt. Vor allem der Absatzmarkt für Eberfleisch sei begrenzt. Für das Fleisch von Ebern, die gegen Ebergeruch geimpft sind, sehe man im Moment einen noch engen Nischenmarkt.
- Auch die Vion Food Group akzeptiert alle derzeit vom Gesetzgeber zugelassenen Verfahren, bevorzuge aber ebenfalls unter Betäubung kastrierte Tiere. Es sei schwierig und aufwändig, das Fleisch im Verarbeitungsprozess zu selektieren und bei 100 verschiedenen Teilstücken fast unmöglich. Aber es gäbe keine Mengenbegrenzung und alle angelieferten Tiere würden gleich abgerechnet.
- Contifleisch präferiert für den bayerischen Markt die Kastration unter Inhalationsnarkose mit Isofluran oder die derzeit nicht rechtskonforme lokale Betäubung. Derzeit würden keine Eber oder Immunokastraten geschlachtet. Die Kunden auf dem europäischen Markt, speziell in Italien, aber auch Rohschinkenhersteller in Deutschland, lehnten Eber oder Immunokastraten auf Grund von technologischen Problemen bei der Schinken- und Bauchspeckproduktion ab.
- Auch die Goldschmaus-Gruppe setzt auf die Inhalationsnarkose. So könne man seinen Kunden weiterhin die erwarteten hohen Qualitäten an Fleisch und Fleischwaren anbieten. Letzteres sei auch ein Grund, weshalb weder Eber noch geimpfte Tiere angenommen würden.
- Tummel setzt als einziges Schlachtunternehmen auf die Impfung gegen Ebergeruch, nimmt aber auch chirurgisch kastrierte Tiere an. Die Jungebermast lehnt das Unternehmen aufgrund der Fleischqualität, der möglichen Geruchsabweichung und aus Tierschutzaspekten ab. Rund 3.500 Improvac-Tiere habe man geschlachtet, die Erkenntnisse seien durchweg positiv: Die Detektion von Fleischfarbe, Fleisch-Fett-Verhältnis, Aroma und Unversehrtheit der Haut seien hervorragend.
Die ausführlichen Antworten - auch von weiteren Schlachthöfen - finden Sie auf den Seiten des BZL.
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