Ferkelerzeuger Erwin Rüthers (Name geändert) war der Verzweiflung nahe. Seit einem halben Jahr häuften sich in seinem Flatdeck Probleme mit Schwanzbeißen bei den Ferkeln. Er hatte bereits wiederholt versucht, die Tätertiere zu identifizieren und zu isolieren. Außerdem hatte er den Ferkeln in den betroffenen Buchten zusätzliches Beschäftigungsmaterial angeboten, um sie von dieser Untugend abzulenken. Allerdings blieben diese Maßnahmen weitgehend erfolglos.
Zerbissene Schwänze und Ohren
Bei der tierärztlichen Untersuchung fielen frische Bissspuren an Schwänzen und Ohren und vereinzelt auch Flankenwunden auf. Zum Teil war das Gewebe an den Ohr- und Schwanzspitzen bereits abgestorben (nekrotisch). Obwohl die Ferkel zum Absetzen nach Gewicht sortiert waren, erschienen sie mit einem Lebensalter von acht Wochen sehr inhomogen.
Die Tiere zeigten zudem ein leicht gesträubtes und verschmutztes Haarkleid und eine eingefallene Hungergrube. Die Buchten waren auffallend verschmutzt. Vereinzelt war breiiger Kot zu sehen. Schleim- oder Blutbeimengungen fanden sich nicht. Auch der belieferte Mäster beklagte das Auseinanderwachsen zum Beginn der Mast, das ebenso von Schwanzbeißen begleitet wurde.
Schwanzbeißen: Videoanalyse brachte die Ursachen an den Tag
Um der Ursache für das Beißverhalten auf den Grund zu gehen, wurde eine Videoanalyse eingeleitet. Per Kamera wurde das Verhalten der Tiere über einen Zeitraum von 17 Stunden aufgezeichnet und anschließend im Zeitraffer ausgewertet. Hierbei offenbarten sich zwei Ursachen für das Schwanzbeißen: So wurde das nächtliche Beißen an den Ohren in erster Linie durch Zugluft ausgelöst. Die Bissverletzungen an Schwänzen, Ohren und Flanken entstanden dagegen aus einer latenten Darmerkrankung, die zu einem Nährstoff- und Wasserverlust führten.
Der breiige Durchfallkot ohne Blut- und Schleimbeimengungen lenkte den Verdacht auf eine von Lawsonien (Lawsonia intracellularis) hervorgerufene Ileitis, die in diesem Fall im Alter von sieben Lebenswochen beginnt. Dabei können hiervon zunächst auch nur wenige Tiere betroffen sein. Gerade in Großgruppen können diese einzelnen Tätertiere aber verheerende Schäden anrichten.
Impfung gegen Ileitis dämmte das Schwanzbeißen ein
Um nachhaltig gegen die Ileitis vorzugehen, wurde die Impfung gegen den Erreger Lawsonia intracellularis eingeführt. Im vorliegenden Fall wurde ein oral zu verabreichender Ileitis-Impfstoff gewählt, den die Ferkel im Alter von drei Wochen per Drench erhielten. Die Gabe über das Tränkewasser wäre innerhalb der ersten Woche nach dem Absetzen noch möglich gewesen, allerdings fehlten dazu die technischen Voraussetzungen.
Die Impfung zeigte sich sofort als wirksam. Die gegen Lawsonien geimpften Tiergruppen erreichten deutlich homogenere und höhere Verkaufsgewichte als die ungeimpfte Gruppen. Probleme mit Ohr-, Schwanz- und Flankenbeißen spielen seit Einführung der Impfung im Betrieb Rüther kaum noch eine Rolle.
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