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Niederlande

Schweine effizient halten

Die Brüder Ludo und Twan Poels im Schweinestall.
am Dienstag, 30.04.2019 - 10:16

Mit Schweinen in den Niederlanden zu expandieren, ist nahezu unmöglich. Deshalb haben die Brüder Twan und Ludo Poels ein klares Ziel: Effizienz steigern.

"Der Fokus unserer Arbeit liegt eindeutig auf Effizienz, egal ob in der Nucleusherde, im Abferkelstall oder in der Mast“, sagt Ludo Poels. Zusammen mit seinem Bruder Twan führt er einen landwirtschaftlichen Betrieb in Meerlo, Niederlande.

„Unser Ziel ist es, pro Quadratmeter Stallfläche möglichst viel zu verdienen.“ Dazu gehört natürlich der Erlös auf dem Stallboden, also die Schweinemast. Aber die Brüder denken weiter. Über den Schweinen ist deshalb eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach installiert, mit der sie Geld verdienen. Unter den Schweinen wird die Gülle aufbereitet, denn Fläche ist hier noch knapper als in Deutschland.

Effizient stetig gewachsen

Sau und Ferkel im Abferkelstall in den Niederlanden

Die anfallende Arbeit auf dem Betrieb haben die Brüder klar unter sich aufgeteilt: Der 50-jährige Twan verantwortet die Zuchtherde, sein jüngerer Bruder Ludo die Mastschweine. 1972 kaufte ihr Vater Mart Poels die Betriebsstelle in Meerlo und fing an, Schweine zu mästen. Vor zwölf Jahren haben die beiden Brüder den Betrieb mit 900 Sauenplätzen übernommen.

„Heute halten wir 1.275 Sauen inklusive eigener Nucleusherde und verkaufen im Jahr rund 35.000 Mastschweine“, sagt Ludo Poels. Seit sie 2016 noch 2.000 Mastplätze zupachten konnten, arbeiten die Brüder im geschlossenen System.

Zucht und Mast

1997 – während des klassischen Schweinepestzugs – fällte Familie Poels die Entscheidung, selbst Jungsauen zu remontieren. „Wir lagen damals zum Glück in den Gebieten mit wenigen Restriktionen, sodass wir noch frei handeln und vermarkten konnten. Aber uns wurde bewusst, wie hoch das Risiko im Falle einer Sperrung für unseren Betrieb ist“, sagt Ludo Poels.

Der Umstieg erfolgte recht schnell. „Wir haben unsere Jungsauen schon vorher als Zuchtläufer mit rund 25 kg gekauft und dann selbst aufgezogen. Deshalb waren ausreichend Aufzuchtkapazitäten vorhanden“, sagt Twan Poels. Zum Start der Eigenremontierung kaufte der Betrieb Poels Reinzuchttiere von einem Betrieb aus der Region.

„Natürlich können wir hier auf dem Betrieb keine komplett neue Zuchtausrichtung vornehmen, aber durch die Auswahl der Eber haben wir Einfluss auf  Merkmale wie hohe Abferkelrate und niedrige Verluste." Das sind zwei Merkmale, die Twan und Ludo Poels besonders wichtig sind, 

Zuverlässige Sauen

Die Sauen müssen zuverlässig sein. Bei im Schnitt 32,7 abgesetzten Ferkeln und einer Abferkelquote von 90 Prozent scheint ihr Plan aufzugehen. Ihr Ziel ist es, mit so wenig Belegungen wie nötig möglichst viele Ferkel zu erzeugen.

Twan Poels sagt: „Die Sauen müssen insgesamt problemlos sein. Dazu gehört, dass sie möglichst viele Ferkel selbst aufziehen.“ Es sei eigentlich ganz einfach. „Alles, was wir in am Anfang in der Zucht machen, ist für die Mastschweine, denn das Geld wird im Maststall verdient.“ Die gute Futterverwertung von 1:2,6 und Tageszunahmen von über 930 g bestätigen den Erfolg ihrer Zuchtarbeit eindrucksvoll.

Mehr Arbeit, mehr Erfolg

Außenansicht des Betriebs Poels.

Die Brüder denken, dass sich die Eigenremontierung im Grund für jeden Betrieb lohnt – egal wie groß dieser ist. Einen Nachteil habe man noch bei der Vermarktung der männlichen reinrassigen Tiere. Sie erreichen nie die Mastleistung der Endstufentiere. „Das ist im Moment aber kein Problem bei uns, denn Schweine werden gesucht“, sagt Ludo Poels.

Eine Frage, die jeder Betriebsleiter für sich beantworten sollte, ist, ob er auf seinem Betrieb die Aufzucht- und Arbeitszeitkapazitäten habe. „Und nicht zu vergessen, das Züchten sollte einem schon Spaß machen“, sagt Twan Poels und lächelt.

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