Experten gehen von einer Knappheit der Aminosäure L-Lysin bis mindestens ins erste Quartal des kommenden Jahres aus. Das ist deshalb wichtig, weil das synthetisch hergestellte Lysin erst stark reduzierte Stickstoff- und Phosphor-Rationen für Schweine ermöglicht.
Laut des amerikanischen Onlinemagazins National Hog Farmer ist die Lysin-Knappheit bei den meisten Futtermittelherstellern angekommen. Die Preise seien gestiegen, die Verfügbarkeit gesunken.
Schweinefutter: Warum steigen die Lysin-Preise?
Für diejenigen, die keine Verträge haben, habe sich der Spotpreis verdoppelt oder sogar verdreifacht. Diejenigen, die Verträge haben, klagen über eine geringere Verfügbarkeit. Viele Hersteller würden laut National Hog Farmer versuchen, auf dem freien Markt zusätzliches L-Lysin zu finden, sodass die Preise weiter steigen.
Doch wie kommt es zu den Preisanstiegen? Iani Adrian Chihaia, Präsident des rumänischen Futtermittelverbands (ANFNC), erklärte gegenüber der Website DTN, er habe den Eindruck, dass die derzeitige Knappheit nicht nur ein Versorgungsproblem ist. Wie in jeder Krisensituation gäbe es auch hier Spekulanten, die die Situation ausnutzen, um ihre Gewinnspannen zu erhöhen. Mehrere Lysinhersteller in China hätten ihr Angebot mit der Begründung eingestellt, dass das Produkt ausverkauft sei.
Das könnte laut Chihaia unter anderem an den Versorgungsengpässen aufgrund der Coronakrise liegen. Hinzu käme der Hohe Bedarf in China selbst, da dort die Herden stark aufgestockt werden. Als Reaktion darauf hätten einige Händler begonnen, die verfügbaren Bestände zu erhöhten Preisen zu verkaufen.
Wie können Schweinehalter fehlendes Lysin ausgleichen?
National Hog Famer rät Schweinehaltern, zusammen mit ihren Futtermittelherstellern zu überlegen, wie sie für ihren Betrieb eine gute Lösung finden. Für viele würde es sich nicht vermeiden lassen, die L-Lysinmenge in der Ration zu verringern. Um geringere L-Lysingehalte auszugleichen, müssen Schweinehalter die natürlichen Proteinquellen, zum Beispiel das Sojaschrot, in der Ration erhöhen. Bei steigenden Lysinpreisen würde Sojaschrot zu einer kostengünstigen Alternative.
Bei trächtigen Sauen und Mastschweinen sei der Wechsel ohne Leistungseinbußen möglich. Von Nachteil seien laut Experten aber die wieder steigenden Stickstoffausscheidungen aufgrund des überschüssigen Rohproteins im Futter. Das noch verfügbare Lysin sollte vor allem für säugende Sauen und Aufzuchtferkel aufgespart werden, da hier eine weitere Erhöhung der natürlichen Proteinquellen in der Ration zu größeren Problemen führen würde.
Wie lange hält die Lysinknappheit noch an?
Aktuell könne diese Frage niemand beantworten. Es bestehe aber die Hoffnung, dass die Amionsäurenhersteller selbst die Knappheit möglichst schnell beenden wollen. Denn fehlendes und teures L-Lysin sorgt dafür, dass auch die Absätze der anderen synthetischen Aminosäuren stocken. Das wirkt sich negativ auf die Gesamtrentabilität der Hersteller aus.
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