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Digitalisierung

Schweinegesundheit: Warum Schweizer Tierhalter immer besser werden

Eine gesunde Sau mit gesunden Ferkeln: Darüber freut sich Richard Habermacher. Unterstützt wird der Schweizer vom Schweinegesundheitsdienst.
am Mittwoch, 30.08.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

In der Schweiz hört man auf schweinehaltenden Betrieben immer wieder drei Buchstaben: EBJ. Das steht für das elektronische Behandlungsjournal des dortigen Schweinegesundheitsdiensts und hilft, die Tiergesundheit zu verbessern.

Der Schweizer Sauenhalter Richard Habermacher arbeitet – wie die meisten seiner Berufskollegen – eng mit dem Gesundheitsdienst zusammen. Er gehört zu den 98 Prozent der Schweinehalter, die am Gesundheitsprogramm SuisSano des Schweinegesundheitsdiensts (SGD) teilnehmen. Zu ihren Pflichten gehört das Führen des elektronischen Behandlungsjournals (EBJ), sonst würden sie den Status, der ihnen durch SuisSano erteilt wird, verlieren. Ist es also eine lästige und womöglich teure Pflicht?

Zu Anfang waren viele Landwirte nicht begeistert. Inzwischen sehen sie es anderes: Dank SuiSano konnten sie die Schweinegesundheit in der Schweiz Stück für Stück verbessern. Auch Richard Habermacher ist überzeugt. Er weiß es zu schätzen, sich mit seiner Tierärztin, Dr. Nadine von Büren, die bei SGD angestellt ist und ihn betreut, regelmäßig über seine Tiergesundheitsparameter und -zahlen auszutauschen. Für ihn sei das in erster Linie eine fachmännische Beratung, weniger eine Kontrolle.

Digitale Datenerfassung für mehr Schweinegesundheit

Relativ neu hinzugekommen ist das elektronische Behandlungsjournal (EBJ). So läuft die gesamte Datenerfassung digital – am Rechner oder direkt im Stall über die App, wobei diese auch ohne Internetverbindung (offline) funktioniert. „Wir können alles direkt im Stall elektronisch über die App erfassen und benötigen kein Papier mehr, das am Ende verloren geht oder nicht mehr lesbar ist, nachdem es im Stall war“, sagt der Sauenhalter.

Im EBJ erfasst werden müssen zum Beispiel der Medikamentenvorrat, jede Behandlung von Einzeltieren und Tiergruppen sowie Abgänge, nach Tierkategorien unterteilt. Eine Ausnahme besteht bei den Saugferkelverlusten, die in einem Sauenplaner festgehalten werden. Dessen Daten, wie Saugferkelverluste und Leistungsdaten, werden quartalsweise ins EBJ transferiert.

Gesunde Schweine, weniger Antibiotika

Ziel des SGD sei es nicht, die Antibiotika auf null zu reduzieren, sondern ein niedriges, gutes Niveau zu halten, ohne dass es zu Gesundheits- oder Leistungseinbrüchen kommt. Nadine von Büren sagt: „Was wir nicht sehen wollen, ist, dass die Zahl der behandelten Tiere runtergeht, aber die Verluste rauf.“ Das EBJ erlaube vielfältige Auswertungen – auch den Vergleich mit Berufskollegen in der Ringgemeinschaft oder der gesamten Schweiz. Es ermögliche laut der Tierärztin, viel tiefer zu beraten.

Die Möglichkeit des Vergleichs mit den Berufskollegen hat einen hohen psychologischen Aspekt, vor allem bei denen, die in einer Kennzahl besonders schlecht sind. Sie würden anfangen nachzudenken und der Ehrgeiz sei geweckt. Sie seien dann viel empfänglicher für die Ideen und Vorschläge, etwas zu verbessern. Als perfekte Ergänzung würden jetzt nur noch die Schlachtbefunddaten fehlen. „Das ist wohl aus Datenschutzgründen schwierig, aber wir arbeiten daran“, sagt Nadine von Büren.

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