"Das soeben ausgelaufene Jahr 2009 war eine Enttäuschung für unsere Mitglieder", resümierte der Präsident des zuständigen Fachverbandes (FNP), Jean-Michel Serres, vor Journalisten in Paris. Obwohl die Branche 2009 zunächst einen Aufschwung erwartet habe, deckten die Schweinepreise längst nicht mehr die Kosten und hätten auch im zweiten Halbjahr 2009 nicht angezogen. Damit habe sich die finanzielle Situation der Betriebe seit dem vergangenen Herbst weiter verschlechtert, beklagte Serres.
Das französische Produktionspotential sei 2009 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Prozent geschrumpft und die westfranzösische Vermarktungsorganisation Uniporc Ouest habe einen weiteren Rückgang von ein Prozent registriert. Die Lage sei alles andere als ermutigend, beklagte der Verbandsvorsitzende. Er kritisierte insbesondere die Wettbewerbsverzerrungen durch niedrigere Umwelt- und Lohnkosten in anderen EU-Ländern. Die Branche weise für 2009 ein Handelsbilanzdefizit von 100 Millionen Euro aus, beklagte Serres unter Hinweis auf gleichlautende Angaben des französischen Fachinstituts für Schweinehaltung (IFIP) und des zentralen französischen Landwirtschaftsamtes FranceAgriMer.
Marktgleichgewicht noch immer nicht in Sicht
Nach übereinstimmender Auffassung der Branchenvertreter ist die katastrophale Lage der französischen Produzenten insbesondere auf die Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Europäischen Union zurückzuführen. "Die deutsche Industrie ist auf dem Weg, der neue Ausbeuter Europas zu werden", erklärte FNP-Generalsekretär Paul Auffray. Der durchschnittliche Stundenlohn in den deutschen Schlachtereien liege bei 12 Euro, verglichen mit 18 Euro in Frankreich, erläuterte Jeff Trebaol, Vizepräsident des FNP.
Hoffnung auf das neue Modernisierungsgesetz
Als weiterer Grund für die Probleme der Schweinemäster wurde die geographische Lage Frankreichs genannt. Im Vergleich zu den osteuropäischen Ländern und Russland, dem wichtigsten Absatzmarkt für die Branche, werde Frankreich immer mehr in eine Randlage gedrängt. Bei den Transportkosten sei Deutschland hier eindeutig im Vorteil. Zugleich fühlen sich die Produzenten von der Regierung im Stich gelassen. Längerfristig setzt der FNP auf das neue Modernisierungsgesetz für die heimische Agrar- und Ernährungswirtschaft.
Auswege aus der Krise
Unter Hinweis auf die desolate Situation am Schweinemarkt will der FNP erreichen, dass der großflächige Einzelhandel systematisch französisches Schweinefleisch mit dem Gütesiegel Viande Porcine de France (VPF) für seine eigenen Marken bevorzugt. Zugleich sollte das Siegel nach Ansicht des Fachverbands in ein globales Projekt eingebunden und künftig auch für Charcuterie- und Wurstwaren verwendet werden. Die Branche will sich nicht mehr länger damit zufriedengeben, dass das Gütesiegel lediglich bei Frischfleisch genutzt wird, das gerade einmal 25 Prozent der Produktion ausmache.
Aktualisiertes Herkunftslogo soll Nachfrage ankurbeln
Dem Verband zufolge muss das derzeitige Herkunftslogo VPF allerdings umbenannt werden, zumal man französisches Schweinefleisch nur bewerben dürfe, ohne die Herkunft offiziell beim Namen zu nennen, um nicht gegen die europäischen Wettbewerbsauflagen zu verstoßen. Das neue Logo soll bereits im Februar anlässlich der internationalen Landwirtschaftsausstellung (SIA) in Paris vorgestellt werden. Als weiteres konkretes Ziel nannte FNP-Präsident Serres eine stärkere Konzentration des Angebots am repräsentativen Versteigerungsmarkt Marché du Porc Breton (MPB). Dort sollen künftig 60 Prozent des westfranzösischen Angebots erfasst werden. (AgE)
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