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Schweinebestände in Europa

Schweinehaltung in der EU: Deutschland stürzt ab, Spanien wächst

Die Schweinehaltung in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Im Vergleich war der Verlust deutlich höher als in anderen Ländern.
Ylsabe-Friederike Rawe
Ylsabe-Friederike Rawe, agrarheute
am Freitag, 24.02.2023 - 05:00 (4 Kommentare)

Die Schweinehaltung in Deutschland geht immer schneller und massiver zurück. In der EU hingegen ist die Schweinehaltung nur leicht gesunken.

Die Schweinebestände in Deutschland sinken und sinken und sinken. Im europäischen Vergleich hat Deutschland in den letzten zehn Jahren den zweitgrößten prozentualen Rückgänge hingelegt - hinter Rumänien.

Im Vergleich von 2012 auf 2022 wurden 7 Mio. weniger Schweine in deutschen Betrieben gehalten, das entspricht einem Minus von 25 Prozent. Rumänien hat zwar mit 35 Prozent den größten prozentualen Rückgang hinnehmen müssen, allerdings entspricht dies in reellen Zahlen „nur" 1,8 Mio. Tiere.

Weniger Schweine in der EU: Seit 2012 rund sechs Prozent verloren

In den letzten Jahren ist die Zahl der gehaltenen Schweine auch innerhalb der EU rückläufig. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 wurden hier insgesamt 8,42 Mio. Schweine weniger gehalten (vorläufiges Ergebnis europäische Statistik 2022). Das entspricht einem prozentualen Rückgang von 6 Prozent.

Die teilweise deutlich rückläufigen Zahlen in Deutschland und weiteren Ländern wurden durch eine massive Zunahme der Schweineproduktion in Spanien aufgefangen. Insgesamt stieg die Zahl der gehaltenen Schweine in den letzten zehn Jahren um fast 9 Mio. Tiere. Das deutliche Plus von knapp 35 Prozent ist in der Grafik gut zu erkennen. Dennoch sank auch hier die Zahl verglichen mit dem Vorjahr um ein Prozent.

Auf dem zweiten Platz der „Gewinner“ steht Portugal. Hier wurden im Schnitt 1,5 Mio. Schweine mehr gehalten, als noch zehn Jahre zuvor. Die Rückgänge in den Niederlanden, Polen und Frankreich lagen mit jeweils rund 1,5 Mio. Tieren ungefähr gleichauf. In Finnland und Kroatien ist die Zahl der gehaltenen Schweine sogar um 21 Prozent zurückgegangen.

Schweinehaltung in Europa: Deutschland verliert, Spanien gewinnt

Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien werden die Verluste besonders sichtbar. In den letzten zehn Jahren ist der Schweinebestand in Spanien um knapp 35 Prozent gestiegen. Deutschland hat hingegen rund ein Viertel seines gesamten Schweinebestands verloren.

Im direkten Vergleich zwischen Deutschland und Spanien spiegelt sich das Wachstum und der Rückgang der Schweinebestände beider Länder deutlich wider. Allein von 2012 bis 2017 steigt die Zahl der gehaltenen Schweine in Spanien um knapp 19 Prozent.

Deutschlands Bestand sank in diesem Zeitraum noch moderat um nur 3 Prozent. Der große Absturz erfolgen aber zwischen 2017 und 2022. Hier verschwanden 21 Prozent der Tiere (6,25 Mio.). Spaniens Vormarsch ging weiter. Die Bestände wuchsen in diesem Zeitraum um weitere 4 Mio. Tiere oder rund 16 Prozent. Erst im vergangenen Jahr verzeichnete auch Spanien erstmals wieder einen leichten Rückgang.

Rückgang der Schweinehaltung: Deutschland verliert in zehn Jahren 43 Prozent der Betriebe

Neben Spanien und Frankreich gehören Deutschland und die Niederlande trotz großer Verluste weiterhin zu den Ländern mit den meisten gehaltenen Ferkeln unter 20 kg.

Die Hauptgründe für den massiven Rückgang der Schweinehaltung sind vielfältig. Vor allem mangelhafte Erlöse, steigende gesetzliche Auflagen, fehlende Planungssicherheit und die ASP haben den Strukturwandeln immens beschleunigt. In Deutschland ist die Zahl der schweinehaltenden Betriebe seit 2012 um 43 Prozent zurückgegangen.

Die gestiegene Energie-, Dünge- und Futtermittelkosten wirkten sich zudem negativ auf die schweinehaltenden Betriebe aus. Im Jahr 2022 (Stichtag 3. November 2022) haben im Vergleich zum Vorjahr weitere 1.900 Betriebe mit der Schweinehaltung aufgehört.  Allein dies entspricht einem Rückgang von 10,1 Prozent. Die Zahl der gehaltenen Tiere, auf den derzeit noch 16.900 schweinehaltenden Betrieben, ist von 949 im Jahr 2012 auf 1.259 Schweine im Jahr 2022 angestiegen.

Ferkelerzeugung in Europa: Spanien legt knapp 38 Prozent zu

In den letzten zehn Jahren hat Spanien bei den Ferkeln einen Zuwachs von knapp 38 Prozent erzielt. Auch Frankreich gehört mit um die 33 Prozent zu den größten Ferkelhaltern innerhalb der EU. Polen hingegen muss einen deutlichen Verlust von 35 Prozent hinnehmen.

Auch bei den gehaltenen Ferkeln unter 20 kg führt Spanien die Statistik ganz deutlich an. Während der Anstieg zwischen 2012 und 2017 (plus 18 Prozent) und zwischen 2017 und 2021 (plus 15 Prozent) relativ konstant geblieben ist, kann man mittlerweile aber auch hier einen Rückgang des Wachstums feststellen. So gab es beispielsweise zwischen 2020 und 2021 einen Anstieg um knapp 1,1 Mio. Ferkel, zwischen 2021 und 2022 (Stand Dezember) wuchsen die Bestände hingegen nur um 0,1 Mio. Neben Spanien zählen folgende Länder zu den größten Ferkelproduzenten in der EU:

  • Deutschland (6,4 Mio.)
  • Niederlande (4,4 Mio,)
  • Frankreich (4,4 Mio.)

Deutschland ist mit einem Rückgang von 1,8 Mio. (knapp 22 Prozent) der größte Verlierer. Spanien und Frankreich steigerten die Zahl der Ferkel in Vergleich zu 2012 um jeweils über 30 Prozent. Italien lag mit knapp 20 Prozent Zuwachs auf Rang drei.

Den größten prozentualen Rückgang gab es in Polen, hier nahm die Zahl der Ferkel vor allem aufgrund von Afrikanischen Schweinepest (ASP) und steigender bürokratischer Hürden um 35 Prozent (1 Mio. Ferkel) ab. Dänemark und Belgien konnten sich mit einem Verlust von um die drei Prozent relativ konstant halten.

Mit Material von Statista; BMEL; Eustat

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