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Sauen im Deck- und Wartebereich

Schweinehaltung optimieren: Sauen sicher in der Gruppe

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am Montag, 03.01.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Die Gruppenhaltung im Deckzentrum stellt neue Herausforderungen an die Haltung und das Management. Worauf es ankommt, lesen Sie hier.

Die neue Haltungsverordnung für Schweine stellt neue Ansprüche an das Management. Bereits in drei Jahren müssen Ferkelerzeuger ein Konzept vorlegen, in dem sie darlegen, wie sie ihre Ställe umbauen wollen, um die neuen Vorgaben zu erfüllen. In fünf Jahren muss der Bauantrag gestellt und in acht Jahren das Umbauvorhaben umgesetzt sein.

Das Deckzentrum ist der Ausgangspunkt für spätere gesunde und vitale Ferkel. Um das zu erreichen, müssen das Management und die Haltung hier so gestaltet werden, dass Schweinehalter gute Besamungsergebnisse erhalten. Nach den Vorgaben der neuen Haltungsverordnung müssen Landwirte jeder Sau ab dem Absetzen bis zum Belegen eine Stallfläche von 5 m² zur Verfügung stellen. Zudem ist das Fixieren der Tiere nur noch kurzfristig zur Besamung und für weitere Tierbehandlungen möglich.

Nach dem Absetzen in die Gruppe

Nach dem Absetzen werden die Sauen in die Gruppe eingestallt. Die Gruppenhaltung nach dem Absetzen stellt neue Herausforderungen an das Management und den Aufbau des Deckzentrums. Eine Rangordnung zwischen den Tieren muss sich finden. Die Rangkämpfe sind in der Regel 48 Stunden nach dem Absetzen und Einstallen in die Gruppe beendet.

Bereits etwa 24 Stunden später beginnt mit dem Einsetzen der Rausche bei den ersten Tieren eine neue Stresssituation. Zwar fördert die Gruppenhaltung die Rausche, doch die Sauen werden insgesamt unruhiger. Sie suchen verstärkt den Kontakt zu Artgenossen. Besonders das versuchte Aufspringen der Tiere auf andere Sauen, die das unter Um- ständen noch nicht dulden, kann für die Tie- re gefährlich werden. Bei kleineren, schwächeren oder Jungsauen kann es zu erhebli- chen Verletzungen führen, wenn sie von schwereren Sauen besprungen werden.

Sichere Kastenstände

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Um das zu verhindern, müssen Schweinehalter für die Brunst in der Gruppe Rückzugs- möglichkeiten für alle Sauen zur Verfügung stellen. Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung müssen Rückzugsbereiche außerhalb der Fress- und Besamungsstände vorhanden sein. Parallel dazu können die Kastenstände als Rückzugsort genutzt werden. Vorrangig sollen aber andere Stalleinrichtungen wie Sichtblenden oder Liegekessel als Rückzugsorte für die Sauen dienen.

Wenn die Stände zusätzlich als Schutzraum von den Sauen genutzt werden, müssen sie ihnen auch einen entsprechenden Schutz bieten und sie nicht noch gefährden. Die Funktonsweise der Stände sollte also so konzipiert sein, dass keine zweite Sau den Stand betreten kann. Bei Ständen mit einer lichten Weite von mehr als 70 cm sollte dazu der Eingangsbereich schmal gehalten werden. Die Stände müssen also über eine Selbstfangeinrichtung verfügen. Betritt eine Sau einen Stand, muss ein Mechanismus die Tür von innen so verriegeln, dass keine weitere Sau den Stand betreten kann.

Sind die Kastenstände mit einfachen Pen- deltüren ausgestattet, ist der Weg für andere Tiere in den Stand frei, auch wenn dieser be- reits belegt ist. Damit steigt das Verletzungsrisiko für die Tiere noch einmal.

Für das Einrichten des neuen Deckzentrums mit Gruppenhaltung können Landwirte die vorhandenen Kastenstände nutzen – vorausgesetzt sie sind so eingerichtet, dass die Tür mit Sicherheit verriegelt ist, wenn sich eine Sau im Stand befindet.

Lässt sich dieser Mechanismus an den Ständen nicht nachrüsten, müssen Schweinehalter über einen Austausch der Kastenstände im Deckzentrum nachdenken. Für die Besamung und weitere Behandlungen müssen die Türen zudem so gestaltet sein, dass das Arbeiten an der Sau einfach möglich ist.

Rausche Beobachten

Eine besondere Herausforderung in der Gruppenhaltung ist die Rauschekontrolle. Zwar fördert die Gruppenhaltung das Entstehen der Rausche bei den Tieren, doch sind die Sauen während der Rausche im Stand fixiert, lassen sich die Brunstsymptome leichter kontrollieren. In der Gruppenhaltung kommt es auf eine gute Tierbeobachtung an, um den Brunstverlauf der einzelnen Tiere genau zu überwachen. Auch das Kontrollieren der Duldung und damit des optimalen Besamungszeitpunkts ist in der Gruppenhaltung erschwert.

Um die Einzeltierbeobachtung zu unterstützen, können Landwirte auf eine Rauschedetektion zurückgreifen. Dabei bilden die natürlichen Verhaltensweisen der Sauen die Grundlage der Technik. Die Tiere suchen vermehrt den Kontakt zum Eber. Eine Eberbucht, die einen Fensterkontakt der Tiere ermöglicht, kann die Brunstkontrolle unterstützen. Verweilt eine Sau dort länger, ist sie wahrscheinlich nahe am oder im Duldungszeitraum. Die einzelnen Sauen werden am Fenster in der Regel mittels Ohrmarkentransponder von einer Antenne an der Eberbucht erkannt. Zum Teil können zur Rauschedetektion die Transponder zur Einzeltiererkennung eines entsprechenden elektronischen Fütterungssystems genutzt werden. Dank des tierindividuellen Erkennens können Landwirte den optimalen Besamungszeitpunkt einer Sau besser eingrenzen.
Doch egal, ob das menschliche Auge die Rauschekontrolle übernimmt oder ein automatisiertes System: Sie kostet in jedem Fall Geld. Landwirte sollten also für die Tierbeobachtung im neuen Deckbereich mehr Zeit und Aufwand einplanen.

Kosten gering halten

Mehr Platz, geschulteres Personal und ein angepasstes Management sind im zukünftigen Deckzentrum erforderlich. Nur so können gleichbleibend gute Besamungsergebnisse erzielt werden. Das kostet. Umso wichtiger ist es, die Umrauscherquote auch in der Gruppenhaltung so gering wie möglich zu halten.
Im Mittel kostet eine umrauschende Sau den Landwirt 63 Euro. Das ergibt sich aus den durchschnittlichen Haltungskosten von 3 Euro pro Sau und Tag während des 21-tägigen Zyklus. Um die Sauenhaltung auch bei den derzeit knappen Erlösen und zuküftig rentabel zu halten, müssen vermehrte Umrauscher auch in der Gruppenhaltung mit einem abgestimmten Management so weit es geht vermieden werden. ●

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