Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Fütterung

Schweinemast: Mit weniger Eiweiß im Trog Futterkosten sparen

mastschweine-beim-fressen
am Montag, 23.01.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Mastschweine jederzeit bedarfsgerecht, gleichzeitig aber auch kostensparend und umweltschonend füttern: Darauf ist bei der Rationsgestaltung zu achten.

Ärgern Sie sich auch über zu hohe Futterkosten in der Schweinemast? Sie haben es selbst in der Hand, indem Sie den Anteil an Eiweißfuttermitteln in der Ration bedarfsgerecht reduzieren. So können Sie nicht nur Kosten pro Mastschwein einsparen, sondern auch die Tiergesundheit verbessern und die Umwelt schonen. Damit dies gelingt, müssen wichtige Regeln der Tierernährung eingehalten werden.

Auch mit reduziertem Eiweißgehalt im Futter hohes Muskelwachstum sicherstellen

Grundsätzlich lässt sich auch mit reduziertem Proteingehalt in den Rationen ein hohes Muskelwachstum der Schweine sicherstellen. Die Angst vor einem zu sparsamen Eiweißfuttereinsatz mit weniger Fleischansatz und geringerer Schlachtkörperqualität ist somit unbegründet. Voraussetzung ist jedoch: Das Alter und die angestrebte Leistungen der Tiere sind mit der Menge und der Qualität des Proteins in Einklang zu bringen.

Dabei gilt der Grundsatz: Nicht der Gehalt an Rohprotein, sondern der an Aminosäuren innerhalb der Ration ist entscheidend für die tierische Leistungsfähigkeit. Letztlich lebt und leistet das Tier von und mit dünndarmverdaulichen Aminosäuren. Die Rationsoptimierung auf Basis dieser Aminosäuren ist und bleibt das Gebot der Stunde. Wichtig ist, den Tieren essenzielle Aminosäuren bedarfsgerecht anzubieten, um einen optimalen Muskelansatz zu gewährleisten.

Gehalt an Aminosäuren ist für die Proteinqualität entscheidend

Entscheidend für die Qualität des Proteins und damit auch des Futters ist der Gehalt an Aminosäuren. Das Idealprotein bildet die optimale Relation der essenziellen Aminosäuren zur erstlimitierenden Aminosäure Lysin ab. Eine Rolle spielen hier die Aminosäuren Methionin + Cystein, Threonin, Tryptophan, Valin, Isoleucin und Leucin. Wird das Idealprotein in proteinreduzierten Rationen eingehalten, ist mit keinen Leistungseinbußen zu rechnen.

Da der Muskelaufbau sehr energieintensiv ist, muss den Tieren eine entsprechende Energiedichte (Lysin-Energie-Verhältnis) über das Futter bereitgestellt werden. Zu beachten ist, dass im Verlauf des Wachstums der Fleischansatz sinkt, wohingegen die Verfettung steigt. Ein zu hohes Energieangebot, basierend auf einer nicht angepassten Rationskalkulation, wird oftmals erst am Schlachthaken ersichtlich – leider zu spät. Ein erhöhtes Speckmaß senkt den Muskelfleischanteil und schlägt sich in geringeren Erlösen nieder.

Spezielle Verfahren zur eiweißreduzierten Fütterung nutzen

Besonders die rechtlichen Rahmenbedingungen wie Düngeverordnung, Stoffstrombilanzverordnung und TA Luft schieben hohen Stickstoff- (N) und Phosphor- (P) Ausscheidungen aus der Tierhaltung den Riegel vor. Hierzu wurden spezielle Fütterungsverfahren für eine stark beziehungsweise sehr stark N- und P-reduzierte Fütterung entwickelt und im DLG-Merkblatt 418 zusammengefasst.

Es ist zu betonen, dass hierbei kein Mangel an diesen Nährstoffen bei den Tieren auftritt, jedoch Sicherheitszuschläge abgebaut wurden. Entscheidend ist, dass der Proteingehalt innerhalb der Ration nicht nur „reduziert“, sondern auch „präzisiert“ wird. Insbesondere bei Eigenmischern ist es wichtig, die Qualität der Einzelkomponenten zu überprüfen.

Mit weniger Soja in den Rationen bis zu 13 Euro Futterkosten pro Mastschwein sparen

Weniger Eiweißfutter in den Rationen bedeutet letztlich auch eine verbesserte Futterbeziehungsweise Nährstoffeffizienz. Praxisstudien haben gezeigt, dass mit einem speziellen Fütterungskonzept die Eiweißfutteranteile um 2 Prozent in der Anfangsmast, um 2,5 Prozent in der Mittelmast und um 3 Prozent in der Endmast reduziert werden konnten, ohne dass es zu Leistungseinbußen kam. Die Zulage an Aminosäuren war dabei in allen Gruppen identisch.

Gleichzeitig verbesserte sich der Futteraufwand und die Verwertung der umsetzbaren Energie pro kg Zuwachs. Der Anteil an Sojaextraktionsschrot in den Rationen verringerte sich um bis zu 12 kg pro Mastschwein. Letztlich konnten dadurch – inklusive der verbesserten Futtereffizienz – bis zu 13 Euro Futterkosten pro Mastschwein gespart werden.

Mehr zur eiweißreduzierten Fütterung von Mastschweinen lesen Sie in der Februarausgabe 2023 von agrarheute Schwein im Beitrag „Eiweiß reduzieren – Futterkosten sparen“.

Mit Material von Dr. Wolfgang Preißinger und Dr. Reinhard Puntigam, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...