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Tierwohl-Protokoll

Mit tiergeschützten Indikatoren Tierwohl selbst kontrollieren

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am Freitag, 12.07.2019 - 05:00

Was ist tiergerecht? Das ist schwer zu sagen. Hilfe bieten tiergestützte Indikatoren, mit denen Schweinehalter ihre Schweine selbst beurteilen können.

Bereits seit Anfang des Jahres 2014 schreibt das deutsche Tierschutzgesetz vor, dass die Halter landwirtschaftlicher Nutztiere eine betriebliche Eigenkontrolle anhand tiergestützter Indikatoren vornehmen müssen. So soll sichergestellt werden, dass die Anforderungen nach § 2 erfüllt sind.
Die konkrete Forderung nach tiergestützten Indikatoren ist sinnvoll, denn nur sie können den realen Zustand beurteilen. Demgegenüber stellen Management- und ressourcengestützte Indikatoren eher eine Risiko- und Potenzialbewertung dar.
2009 wurden als Ergebnis eines großen EU-Forschungsprojekts die Welfare-Quality Tierwohlbeurteilungsprotokolle veröffentlicht, die anhand tiergestützter Indikatoren den Tierwohlstatus eines Betriebs messbar machen sollen.

Ziel: geeignete Indikatoren

In den Welfare-Quality-Protokollen wurde Tierwohl als Gesamtkonzept definiert, bestehend aus den Hauptkriterien gute Fütterung, gute Haltung, gute Gesundheit sowie art- gemäßes Verhalten.
Zwölf Subkriterien (zum Beispiel kein Hunger oder Liegekomfort) werden wiederum mithilfe von 34 im Stall zu erhebenden Indikatoren gemessen. Die Indikatoren umfassen sowohl verschiedene Verhaltens- beobachtungen wie das Erkundungsverhalten in der Bucht als auch die Beurteilung diverser Einzeltierparameter wie Lahmheit an einer zufällig ausgewählten Stichprobe der Tiere.
Die im Protokoll enthaltenen tiergestützten Indikatoren wurden hinsichtlich ihrer Übereinstimmung in der Beurteilung und der zeitlichen Konstanz untersucht.

Protokoll praktikabel

Es stellte sich heraus, dass das Welfare-Quality-Protokoll für Mastschweine praktikabel anwendbar ist. Unterschiede zwischen den Betrieben sind darstellbar und deren Einstufung ist möglich.
Es konnte eine vorläufige Liste geeigneter tiergestützter Indikatoren für die betriebliche Eigenkontrolle von Mastbetrieben erarbeitet werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind auch in die aktuellen Vorschläge für die betriebliche Eigenkontrolle des KTBL eingeflossen und können dort nachgelesen werden.
Für die unzuverlässigen Indikatoren sollen in einem nächsten Schritt bessere entwickelt werden, um schließlich alle Facetten des Tierwohls messbar zu machen.
Ziel ist es, den Landwirten eine einfach zugängliche Onlineplattform zur betriebs- spezifischen Auswertung ihrer Ergebnisse und einen überbetrieblichen Vergleich zur Verfügung zu stellen. Zudem wird an der Beurteilung der Zuverlässigkeit der Indikatoren des Welfare-Quality-Protokolls für Sauen gearbeitet. Weiterhin wird eine App entwickelt, die eine digitalisierte Datenerfassung im Stall und die automatisierte Auswertung der Daten ermöglicht. (mh) ●