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Aus der Wirtschaft

Tierwohl Initiative: Niederlande versus Deutschland

am Montag, 13.04.2015 - 10:00 (Jetzt kommentieren)

Nicht nur in Deutschland gibt es eine Branchen-Initiative zu mehr Tierwohl. Auch in den Niederlanden startete 2015 eine Tierwohl-Initiative. Wo die Kriterien strenger sind, erfahren Sie hier.

Ähnlich zur deutschen "Initiative Tierwohl", bei der Landwirte Geld für die Umsetzung von bestimmten Haltungskritierien bekommen, gibt es in den Niederlanden die Brancheninitiative "Varkensvlees van morgen" (Schweinefleisch von morgen). Beide Initiativen werden von Landwirten sowie der Fleisch- und Lebensmittelbranche gemeinsam getragen und sind Anfang diesen Jahres gestartet. Unterschiede finden sich im Verfahren, im Volumen und im Marketing. Die Teilnahme-Kritierien sind in den Niederlanden strenger als bei der deutschen Initiative.

Deutsche Landwirte dürfen selbst wählen

Ein nicht unbedeutender Unterschied zwischen den beiden Initiativen und ein deutlicher Vorteil für den Landwirt sind die frei wählbaren Kriterien. Die deutschen Landwirte können im Gegensatz zu den Niederländern selbst wählen, welche Maßnahmen ihnen am besten passen. Der Nachteil: Das Marketing eines Produkts, das nach unterschiedlichen Wahlkriterien erzeugt wurde, ist schwieriger. In den Niederlanden würde ein solch anonymes System von den Vertretern der Supermärkte nicht akzeptiert, erklärt Robert Hoste vom niederländischen Forschungsinstitut LEI Wageningen UR.
  • Deutsche Tierwohl-Initiative: Das sind die Kriterien...

Niederlande: Teilnahmekriterien

  • Platzangebot: 2,25 qm für alle tragenden Sauen, 0,4 qm für Aufzuchtferkel und 1 qm für Mastschweine,
  • geschlossene, plane Böden: 40 Prozent für tragende Sauen, Mastschweine und Aufzuchtferkel (Aufzucht nicht bei Kunststoffböden),
  • Material zum Spielen, Nestbau und Scheuern,
  • Schwanzkupieren und Zähneschleifen ausschließlich mit tierärztlicher Erlaubnis,
  • Kastrationsverbot,
  • Transportdauer beschränkt auf sechs Stunden,
  • Absetzen: mit im Schnitt 25 Tagen, auf keinen Fall früher als 23 Tage,
  • Gruppenhaltung der Sauen ab vier Tage nach der Besamung,
  • Antibiotikagabe muss unter zehn Tagesdosen bleiben
  • viermal jährlich Kontrolle der Trinkwasserqualität,
  • Phosphateffizienz: 41 Prozent in der Mast und 37 Prozent bei den Sauen,
  • nachhaltiges Soja
  • Strom aus regenerativen Energien
Ab 2020/2025 sind neue Maßnahmen vorgesehen, zum Beispiel, dass die Gruppengröße mindestens 20 Tiere betragen muss. Außerdem wird Tageslicht gefordert (Fensterfläche mindestens zwei Prozent der Bodenfläche).
 

Deutschland: Verpflichtende Kriterien

  • Teilnahme am Antibiotikamonitoring
  • Teilnahme am indexierten Schlachtbefunddatenprogramm
  • Durchführung eines Stallklimacheck ein Mal pro Jahr
  • Durchführung eines Tränkewassercheck ein Mal pro Jahr
  • Tageslicht: Jedes Abteil muss Tageslichteinfall haben. Die lichtdurchlässige Außenfläche muss mindestens 1,5 Prozent der Abteil-Grundflächen betragen.
  • Der Schweinehalter ist zudem verpflichtet, zumindest eines der folgenden Kriterien zu erfüllen: Mehr Platzangebot oder einen ständigen Zugang zu Raufutter zusätzlich zum Futter. Beim Platz-Kriterium sind 10 Prozent mehr Fläche abhängig vom Gewicht des Tieres gefordert.

Neben den verpflichtenden Kritieren kann der Landwirt Maßnahmen aus einem Kriterienkatalog frei auswählen.

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Zukunfsweisende Programme

"Varkensvlees van morgen" und die "Initiative Tierwohl" sind breit getragene Initiativen zur Verbesserung des Tierwohlstandards. Man darf erwarten, dass sich ähnliche Standards auch in anderen nordwesteuropäischen Ländern durchsetzen. In Finnland wird Ähnliches bereits diskutiert. Außerdem ist davon auszugehen, dass in naher Zukunft - vielleicht schon im Jahr 2020 - die Programme zu einem neuen Einzelhandelsstandard vereinheitlicht werden. Einzelne Länder oder Lebensmitteleinzelhändler werden aber zusätzliche Labels haben. Auf jeden Fall sind die Markenstandards eine gute Entwicklung. Sie ermöglichen es Landwirten, das Tierwohl bei ihren Tieren weiter zu erhöhen und dafür bezahlt zu werden.
 

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