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Aus der Wirtschaft

Vion setzt auf mehr 'tierfreundlich' erzeugtes Schweinefleisch

am Montag, 28.04.2014 - 11:29 (Jetzt kommentieren)

Laut einer Umfrage fordern niederländische Verbraucher mehr "tierfreundlich" erzeugtes Fleisch. Der niederländische Fleischkonzern Vion will sein Angebot an solchem Schweinefleisch nun ausweiten.

Wie das Unternehmen am vergangenen Donnerstag mitteilte, entspricht man dieser Entwicklung bereits mit dem eigenen "Good Farming Star"-Konzept. Dieses produktionsstufenübergreifende Programm ermögliche die Vermarktung von Schweinefleisch im Kühlregal unter dem "Besser Leben"-Zeichen der Tierschutzorganisation Dierenbescherming, die für dieses Tierwohlniveau einen von drei möglichen Sternen vergibt.
 
Auch Lebensmittelhersteller wie die Zwanenberg Food Group würden solches Fleisch nachfragen. Deshalb werde Vion diesen Produktionszweig in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Landwirten ausbauen, um das Angebot mit der Nachfrage in Einklang zu bringen. Auf diese Weise könne voraussichtlich ab 2015 oder 2016 unter anderem auch die Nachfrage des Leberwurstherstellers Kips gedeckt werden. Kips gehört zur Zwanenberg-Gruppe.
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Tierschützer wollen höheren Mindeststandard etablieren

Der zunehmende Appetit der Niederländer auf tierfreundlicher erzeugtes Fleisch dürfte auch auf die aggressive Werbung der dortigen Tierschutzlobby zurückzuführen sein: Einen Tag vor der Ankündigung Vions hatte die niederländische Tierschutzorganisation Wakker Dier erneut eine Werbekampagne für das "Besser Leben"-Label lanciert, bei der sie bestimmte Hersteller und Vermarkter in mehreren holländischen Radiosendern anprangerte, die immer noch Fleisch aus "industrieller" Erzeugung anböten; die Namen der betreffenden Unternehmen werden explizit genannt. Diesmal nahm die Organisation den Leberwursthersteller Kips und das Lebensmittelunternehmen Dr. Oetker ins Visier.
 
Wie Wakker Dier mitteilte, sagten bereits zahlreiche Unternehmen zu, künftig auf Fleisch von"Industrieschweinen" verzichten zu wollen, und reagierten damit auf die Werbekampagne. Der holländische Lebensmitteleinzelhandel habe die Umstellung seines Angebots ab 2015 bereits zugesagt, und die größte niederländische Supermarktkette Albert Heijn sei jetzt schon so weit.
 
Dem „Besser Leben“-Lastenbuch zufolge stehen den Schweinen unter anderem 25 % mehr Stallfläche und mehr Spielzeug als unter herkömmlichen Haltungsbedingungen zur Verfügung. Die Vergabe des "Besser Leben"-Zeichens mit mehr als einem Stern erfordere außerdem die Haltung auf Stroh, freien Auslauf und den Verzicht auf das Kupieren der Schweineschwänze. Wakker Dier verfolgt mit seiner Kampagne das Ziel, die Anforderungen des Zeichens mit einem Stern zu einem Mindeststandard im Lebensmitteleinzelhandel zu machen.

Verbraucher kritisieren Praktiken in der Schweinehaltung

Wie Wakker Dier mit Blick auf die Verbrauchereinstellungen zu Missständen in der Fleischwirtschaft weiter ausführte, wird am ehesten das Leid von Schweinen als negativ empfunden. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut TNS NIPO im Auftrag der Tierschutzorganisation durchgeführt hat.
 
Demnach waren für die Befragten von neun vorgegebenen und angeblich von Wissenschaftlern kritisierten Produktionsmethoden drei am wenigsten akzeptabel: Der Transport von Schweinen, die Haltungsbedingungen von Mastschweinen und die Haltung von Sauen in Abferkelbuchten. Geordnet nach zunehmendem Akzeptanzniveau folgten Kaiserschnitte bei Mastrindern, schnellwachsende Masthähnchenrassen, Federpicken bei Legehennen, Klauenprobleme von Milchkühen, Fangmethoden für Mastgeflügel und die Schlachtung von Fischen. Mehr als 90 Prozent (%) der Befragten hielten einen oder mehrere dieser Umstände für inakzeptabel. Andererseits gaben 8 % an, alle Gegebenheiten für annehmbar zu halten. Etwa ein Drittel wollte keine Rangfolge aufstellen, was TNS NIPO unter anderem damit erklärte, dass ein Teil der Befragten alle Praktiken ablehnten.
 
Höchstens drei Prozent verzichten auf tierische Produkte Wie die Umfrage von TNS NIPO mit Blick auf das Einkaufsverhalten weiter ergab, entscheiden sich 18 % der Verbraucher am Kühlregal für die tierfreundlicheren Produktalternativen. Hier gaben 12 % an, meist tierfreundlicher erzeugtes Fleisch zu kaufen; für Milchprodukte lag der entsprechende Anteil bei 15 % und für Eier bei 37 %. Die Anteile der Befragten, die auf Fleisch, Milchprodukte und Eier vollkommen verzichten, lagen bei 3 %, 1 % beziehungsweise 2 %. Die"tierfreundlicheren" Verbraucher waren überwiegend gut ausgebildet, alleinstehend und wohnten in der Stadt.  

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