Wildschweine breiten sich in Deutschland immer weiter aus. Mit der wachsenden Population steigen auch Schäden auf den Feldern. Wissenschaftler der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben deshalb den „Wildschweinschreck“ entwickelt, der mit Alarm- und Warnrufen das Schwarzwild von den Feldern vertreiben soll.
Das Gerät besteht aus zwei batteriebetriebenen Lautsprechern, die über eine Steuerungsbox Lautkombinationen abspielen - zufällig und in unterschiedlich langen Zeitintervallen. Ein integrierter Lichtsensor schaltet das Gerät bei Sonnenuntergang ein und bei Sonnenaufgang aus. „Der Wildschweinschreck eignet sich am besten für den Einsatz nach der Aussaat und während der Milchreife von Mais und Weizen“, sagte Stefan Suter von der ZHAW.
Allerdings sei der Wildschweinschreck nicht für jeden Standort geeignet, erklärt der Forscher. Die Geräusche des Wildschweinschrecks können die nächtlichen Immissionswerte von 55 Dezibel überschreiten. Erst bei einer Distanz von 1.500 m seien keine Geräusche mehr messbar.
Gegen Schwarzwild: Keine Methode absolut sicher
Neben dem Wildschweinschreck haben die Forscher zwei weitere Methoden – elektrische Zäune und Vergrämungsabschüsse - auf ihre Wirksamkeit getestet. Dazu wurden im Naturschutzgebiet Fanel, am Klingnauer Stausee und im oberen Fricktal rund 150 Wildschweine gefangen und markiert. Die Forscher statteten 36 Wildschweine mit GPS-GSM-Senderhalsbändern aus. Zusätzlich ermittelten sie mithilfe von Drohnenluftbildern die Schäden auf den Feldern.
Es stellte sich heraus, dass keine der untersuchten Präventionsmethoden einen sicheren Schutz vor Wildschweinschäden bot. Auf Feldern mit Präventionsmethoden fielen die Schäden jedoch signifikant kleiner aus als auf Feldern, die nicht geschützt wurden. „Mit dem Wildschweinschreck gibt es nun eine zusätzliche, flexible und intelligente Präventionsmethode“, sagte Stefan Suter.
Wildschweinmanagement: Jagd reicht nicht aus
Für ein erfolgreiches Wildschweinmanagement sei in Zukunft ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, so Stefan Suter. „Denn mit Präventionsmethoden lässt sich der einfache Zugang zu energiereicher Nahrung erschweren und damit das Populationswachstum beim Wildschwein begrenzen“, sagte der Wissenschaftler der ZHAW.
In Gebieten mit hohem Wildschweindruck sollten Landwirte außerdem auf alternative Kulturen wie Sudangras oder Durchwachsene Silphie, welche Wildschweine nicht mögen, ausweichen. „Landwirte, die dabei ein Risiko eingehen und Neues probieren wollen, sollten dafür auch Unterstützung bekommen“, sagte Stefan Suter.