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Klimawandel

Studie bestätigt: Nutztiere in Deutschland stoßen weniger Methan aus

Kuh-Weide-Grünland-Klima
am Freitag, 30.12.2022 - 05:00 (22 Kommentare)

Wissenschaftler verglichen den Methanausstoß landwirtschaftlicher Nutztiere Ende des 19. Jahrhunderts mit heutigen Werten.

Es gibt bereits viele Studien und Veröffentlichungen über die aktuellen Methanemissionen von Nutztieren. Über die Situation im 19. Jahrhundert, wo der Beginn der Erderwärmung nach Angaben der Wissenschaftler bereits nachweisbar ist, wissen wir wenig. Das nahmen die zwei Wissenschaftler Dr. Björn Kuhla und Dr. Gunther Viereck vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) zum Anlass und verglichen den Methanausstoß landwirtschaftlicher Nutztiere Ende des 19. Jahrhunderts mit heutigen Werten.

„Wir haben die Daten der deutschlandweiten Viehzählungen der Jahre 1872, 1883 und 1892 ausgewertet. Aus den Körpergewichten konnten wir die Futteraufnahme berechnen. In anderen Quellen fanden wir Angaben zur Fütterung und zur Fleisch- und Milchproduktion im 19. Jahrhundert. Mit diesen Informationen war die Berechnung des Methanausstoßes mit Hilfe von standardisierten Schätzgleichungen möglich. Dabei wurden auch die territorialen Veränderungen seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 berücksichtigt“, erläuterte Kuhla. „Dabei haben wir erstaunt festgestellt, dass die Methanemissionen aus der Verdauung von Nutztieren in Deutschland seit dem Jahre 2003 geringer sind als im Jahr 1892. Unsere Studie zeigt, dass die von der Bundesregierung angestrebten Klimaziele im Nutztierbereich in greifbarer Nähe sind.“

Die jährlichen Methanemissionen aus der Viehhaltung betrugen 1883 898.000 Tonnen und 1892 ganze 1.060.000 Tonnen. Das Emissionsziel von 853.000 Tonnen für 2030 liegt damit 207.000 Tonnen unter dem Emissionsniveau von 1892. Seit 2003 stoßen die Viehbestände in Deutschland im Vergleich zu 1892 sogar weniger Methan aus als 1892. Von 1990 bis 2021 gingen die Methanemissionen aus der Verdauung von Nutztieren um 390.000 Tonnen auf 930.000 Tonnen zurück.

Weniger Methanausstoß: Viehbestand heute geringer als vor über 100 Jahren

Einen Grund dafür sehen die beiden Forscher in der starken Abnahme der Tierzahlen bei Rindern, Schafen und Ziegen. Obwohl die Bevölkerung auf dem heutigen Gebiet Deutschlands mit damals circa 34 Mio. Menschen in den letzten 130 Jahren auf 84 Millionen deutlich gewachsen ist, konnte ihre Versorgung dank der höheren Leistung der Tiere und einer hohen Effizienz in der Tierhaltung mit einer geringeren Anzahl an Tieren gewährleistet werden, was mit einem Rückgang der Methanemissionen einherging.

So wurden im Jahr 1892 insgesamt 12,45 Mio. „Kühe und sonstige Rinder“, 8,93 Mio. Schafe, 2,53 Mio. Ziegen und 2,33 Mio. Pferde statistisch erfasst. Derzeit werden in Deutschland 11 Mio. Rinder, 1,5 Millionen Schafe, 140.000 Ziegen und 1,3 Mio. Pferde gehalten (Quelle: bmel-statistik.de und AWA-Analyse).

Wie kann Deutschland seine Emissionsziele erreichen?

Lösungsansätze für eine weitere erfolgreiche Senkung der Methanemissionen sehen die Forschenden am FBN vor allem in der Schweinehaltung. Zwar produzieren Schweine relativ wenig Methan, andererseits wird jedes fünfte Schwein in Deutschland nicht für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht. Eine Reduzierung der Bestände um 20 Prozent würde 5.000 Tonnen Methan pro Jahr sparen. Hinzu kämen Einsparungen von mehreren tausend Tonnen Kohlendioxid - ebenfalls ein schädliches Treibhausgas – im Zusammenhang mit dem Import von Sojafutter. Da Soja auch für die menschliche Ernährung geeignet ist, würde ein verringerter Einsatz als Futtermittel die Konkurrenz zwischen Trog und Teller verkleinern.

Auch bei den Rindern gibt es Möglichkeiten, die Methanemissionen zu verringern. Der Selbstversorgungsgrad mit Milch beträgt in Deutschland 112 Prozent. Eine Reduzierung der Bestände würde weder die Ernährungssicherheit gefährden noch Ernährungsgewohnheiten in Frage stellen, so die Forscher. Auch die Fütterung mit regional verfügbarer Biomasse, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet ist, würde Emissionen durch den wegfallenden Futterimport reduzieren, ohne dabei in Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu stehen.

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