Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel plant zukünftig eine größere Palette an Produkten tierischen Ursprungs anzubieten, die mit nicht-gentechnisch veränderten Futtermitteln erzeugt wurden. Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat das Thünen Institut nun untersucht, in wie weit dieses Vorhaben realistisch ist.
Brasilien kann Nachfrage derzeit bedienen
Bei einer Ausweitung des „Ohne Gentechnik“-Segments müsste in erster Linie Brasilien die Versorgung mit geeigneten Sojabohnen sicherstellen. Das scheint – so das Fazit der Studie des Thünen-Instituts – durchaus möglich. Zwar schwanken die Angaben über den Flächenanteil für herkömmliche Sorten zwischen sechs und zwölf Prozent, doch unabhängig davon ist die gesamte „gentechnik-freie“ Sojaernte in Brasilien deutlich größer als die Nachfrage aus Europa.
Hoher Preisaufschlag für Qualitätssicherung
Um in der gesamten Produktionskette vom Anbau bis zur Verladung Verunreinigungen durch gv-Soja zu vermeiden, muss viel Aufwand betrieben werden. In den Häfen Brasiliens werden vor der Verladung auf die Schiffe die Sojarohstoffe auf ihren GVO-Anteil analysiert, manchmal zusätzlich auch an anderen Stellen der Warenkette. Für so zertifizierte „gentechnik-freie“ Sojabohnen wird ein Preisaufschlag von 60 bis 110 Euro/Tonne berechnet. Auch die Farmer in Brasilien erwarten eine zusätzliche Prämie für den Anbau konventioneller Sorten.
Beim Verbraucher zählt der Preis
Dass die große Mehrheit der deutschen Verbraucher dazu bereit ist, zweifeln viele in der Lebensmittelbranche an. Trotz anderer Absichten, wie oft in Umfragen geäußert, zählt beim täglichen Einkauf vor allem der Preis. Auf längere Sicht werden sich „Ohne Gentechnik“-Produkte deswegen kaum durchsetzen, so die Einschätzung der Vertreter aus Handel und Futterwirtschaft, die für die Studie den Thünen-Instituts befragt wurden.
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