Im taz-Artikel „Das merkt fast keine Sau“ wirft der Autor Bioland vor, zahlreiche Ausnahmegenehmigungen zur Tierbehandlung mit nicht zugelassenen Medikamenten erteilt zu haben. Der Bioland-Pressesprecher Gerald Wehde bestätigte gegenüber der taz, dass 2014 in 35 Fällen eine Ausnahmegenehmigung zum Einsatz von Medikamenten entgegen der Bioland-Richtlinien erfolgt ist. Wehde begründet die erteilten Ausnahmeerlaubnisse damit, dass „der Tierarzt keine Alternativbehandlung aus Sicht des Tierschutzes“ habe vornehmen können.
Die Ausnahme betrifft weniger als 0,1 Prozent der Tiere
„Die taz verschweigt die Relation der Ausnahmegenehmigungen zur gesamten Tieranzahl der Bioland-Tierhalter“, heißt es in der Stellungnahme von Bioland. Von insgesamt 1,6 Millionen Tieren auf Bioland-Betrieben machten die 35 Ausnahmen nicht mal 0,1 Prozent der Tiere aus. Zudem würden Ausnahmegenehmigungen nur in begründeten Einzelfällen nach Rücksprache mit Fachleuten erteilt. Für das von der taz angeprangerte Antibiotikum Fluorchinolone, ein Reserveantibiotika in der Humanmedizin, wurde laut Bioland 2014 sechsmal eine Ausnahmegenehmigung eines einzelnen erkrankten Tieres erteilt.
Als mögliche Gründe führt der Verband an:
- eine von Bioland zugelassene Alternative ist nicht verfügbar, wenn beispielsweise in der Hausapotheke des Hoftierarztes nur das unerwünschte Präparat vorrätig ist, die Behandlung jedoch keinen Aufschub duldet.
- wenn die Behandlung mit dem Alternativmittel bisher wirkungslos war. Grundsätzlich gilt die Verpflichtung, dass der Landwirt alles tun muss, um Tierleid zu vermeiden und Leben zu retten. Die Anwendung muss immer vom Tierarzt verordnet sein.
Bioland-Siegel trotz verbotenem Antibiotika
Ein weiterer Kritikpunkt der taz ist, dass die Produkte der mit den nicht zugelassenen Medikamenten behandelten Tiere nicht mehr unter dem Bioland-Siegel verkauft werden dürften. Sie dürften höchstens das EU-Biosiegel tragen, welches den Einsatz der Medikamente erlaubt. "Wir wollen den Landwirt nicht dafür abstrafen, dass er den Einsatz ehrlich meldet zur Rettung des Tieres", erklärt Gerald Wehde gegenüber agrarheute. Außerdem handele es sich um so wenige Ausnahmen - 35 Fälle in einem Jahr -, dass dies im Grunde ein Indiz dafür sei, dass das System funktioniert.
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