Wieder einmal sorgen Videoaufnahmen der Soko Tierschutz für Furore. So hatte die Tierschutzorganisation am vergangenen Dienstag Videoaufnahmen über den Schlachthof Biberach in Baden-Württemberg veröffentlicht. Das Material soll tierschutzwidrige Handlungen zeigen.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hatte daraufhin den Schlachtbetrieb schließen lassen. „Die Bilder decken sich nicht mit den rechtlichen Vorgaben für eine tierschutzgerechte Schlachtung“, sagte er. In den Fernsehbildern sei offensichtliches und grobes menschliches Fehlverhalten zu sehen gewesen.
Hauk fordert Videomaterial an
„Bis zur Klärung der Frage, wie es zu solch untragbaren Szenen kommen konnte, dürfen an dem Schlachthof in Biberach keine Tiere mehr geschlachtet werden“, sagte der Landwirtschaftsminister.
Peter Hauk forderte die SOKO Tierschutz auf, den Behörden das gesamte Filmmaterial zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls habe er das Regierungspräsidium Tübingen gebeten, bei der Staatsanwaltschaft Amtshilfe bezüglich des Videomaterials zu erbitten.
Neuer Maßnahmenkatalog für Tierwohl
Im Laufe dieser Woche will Hauk das Gespräch mit den zuständigen Behörden im Land und der Schlachtbranche suchen. Ziel sei es, das Zusammenwirken der beteiligten Akteure vor Ort zu verbessern und den Tierschutz in den Schlachtbetrieben zu stärken.
„Wir setzen in Baden-Württemberg auf eine tierschutzgerechte und regionale Schlachtung. Dazu brauchen wir Schlachthofbetreiber und Schlachthofmitarbeiter, die sich ihrer großen Verantwortung gegenüber den Schlachttieren bewusst sind und entsprechend tierschutzkonform handeln“, sagte er.
Zudem will der Agrarminister Ende dieser Woche einen Maßnahmenkatalog zum Thema Tierwohl in der Schlachtung und bei der Nutztierhaltung vorlegen.
Biberach: Mängel bei Kontrollen festgestellt
Im Jahr 2018 war der Schlachthof in Biberach als Teil eines Schlachthofmonitorings kontrolliert worden. „Das Regierungspräsidium hatte damals von neun Mängeln berichtet, von denen zwischenzeitlich acht als erledigt gemeldet wurden“, sagte Hauk.
Nach Aussage der Behörde war nur ein Punkt noch offen: Die fehlerhafte Aufzeichnung im Zusammenhang mit dem Betäubungsgerät. Auch diesen Montag hatte das Regierungspräsidium eine unangekündigte Kontrolle im Biberacher Schlachtbetrieb durchgeführt.
Dabei seien neue Mängel aufgetreten, berichtete das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. Auch das sei ein Grund für die vorläufige Schließung des Schlachthofs in Biberach.
SPD fordert Entlassung von Minister Hauk
Bereits im September hatte ein Schlachthof in Gärtringen (Kreis Böblingen) nach ähnlichen Vorwürfen schließen müssen. SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sprach gegenüber dem SWR von einem weiteren Tiefschlag für den Tierschutz in Baden-Württemberg.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk habe jegliches Vertrauen verspielt. Er sei offenbar nicht in der Lage, in seinem Zuständigkeitsbereich für gesetzeskonforme Verhältnisse zu sorgen und müsse entlassen werden.
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