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Tierhaltung

Unfallschwerpunkt Tierhaltung: 21 Tote bei Unfällen

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am Freitag, 09.10.2020 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Tiere gelten als häufigste Unfallursache bei Arbeitsunfällen auf Betrieben. Im Jahr 2019 verloren 21 Menschen dabei sogar ihr Leben.

Laut Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) sinkt die Unfallstatistik von Jahr zu Jahr zwar um fünf Prozent, liegt aber dennoch bei 16.100 verletzten Personen im Jahr 2019. Hierbei handelt es sich um meldepflichtige Unfälle, die eine ärztliche Behandlung notwendig gemacht haben und bei der die Personen mehr als drei Tage arbeitsunfähig gewesen sind. 21 Personen überlebten den Arbeitsunfall nicht. Auffällig bei der Statistik: Knapp 40 Prozent der Unfälle ereignen sich in der Altersgruppe der 50 bis 65-Jährigen.

Welche Gefahrenquellen gibt es auf dem Betrieb?

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Rund jeder vierte meldepflichtige Arbeitsunfall ereignete sich im Jahr 2019 in der Nutztierhaltung. Meist sind den Betriebsleitern die Gefahren hinreichend bekannt. Es lohnt sich dennoch die Gefahrenquellen genau zu analysieren und betriebliche Gegebenheiten anzupassen. Zu den wichtigsten Gründen zählen:

  • Bullen, die sich oder ihre Herde vor „Angriffen“ von außen schützen möchten
  • Kühe die ihre Kälber beschützen
  • Wilde Färsen
  • Aggressives, unruhiges Verhalten des Tierhalters
  • Bauliche Gegebenheiten (Keine Fixiermöglichkeit, enge, dunkle Treibwege)
  • Unaufmerksames Verhalten des Landwirts
  • Mangelnde Arbeitsunterweisungen der Angestellten und Familienarbeitskräfte
  • Kritische Arbeiten alleine durchführen (Beispiel: auf der Weide oder im Bullenstall)

Wie kann ich das Unfallrisiko auf meinem Betrieb senken?

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Die Hälfte der Arbeitsunfälle ereignen sich durch Ausrutschen, Stolpern oder Hinfallen. Vor allem beim Melken, Treiben und Behandeln der Tiere ist daher immer Vorsicht geboten. Vor allem im Umgang mit Bullen ist umsichtiges Verhalten gefragt. Kritische Arbeiten wie Treiben, Umtrieb, Versorgen der Kuh nach dem Kalben sollten daher immer mindestens zu zweit durchgeführt werden. Weitere Möglichkeiten das Risiko zu minimieren sind:

Im Stall:

  • Bauliche sowie technische Einrichtungen verbessern (zum Beispiel: Schutztore beim Behandeln von Kühen im Abkalbebereich)
  • Separier- und Fixiereinrichtungen einbauen (Beispiel: Fressgitter zum Ohrmarken nachziehen oder Behandeln)
  • Gutes Beleuchten der Wege, Lauf- und Treibgänge
  • Aufstellen stabiler Zutriebgatter (Beim Separieren auf der Weide oder der Klauenpflege im Stall)

Durch gutes Management:

  • Gute Arbeitsorganisation (Wie viele Leute brauche ich zum Treiben? Welche Hilfsmittel sind angebracht?)
  • Ruhiges, aufmerksames Verhalten
  • Persönliche Schutzausrüstung (Beispiel: Treibestock, Schweinepaddel)
  • Gefährdungsbeurteilung und Analyse der Gefahren auf dem Hof
  • Führstricke auf keinen Fall um die Hand wickeln
  • Sorgfältiges Unterweisen der Mitarbeiter und Familienarbeitskräfte

Am Tier:

  • Verhalten und natürliche Instinkte der Tiere respektieren und beachten
  • Vermeiden von schnellen Bewegungen (Fluchtreflex des Tieres)
  • Tieren Zeit zum Erkunden und Schnuppern geben
  • Falls ein Zuchtbulle in der Herde ist, muss dieser zuerst von den anderen Tieren getrennt werden
  • Tiere ansprechen und den Herdeninstinkt beim Treiben nutzen
Mit Material von SVLFG

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