Das teilte US-Präsident Barack Obama nach Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew vergangene Woche laut Dow Jones News im Weißen Haus mit. "Wir haben eine Einigung erzielt, die es den Vereinigten Staaten von Amerika ermöglichen wird, wieder Geflügelprodukte nach Russland zu vermarkten", so Obama.
Am US-Markt ließen die Neuigkeiten die Aktienkurse der Geflügelfleisch-Produzenten Pilgrim "s Pride Corp und Sanderson Farms Inc um 5,4 Prozent respektive vier Prozent höher schließen.
Einsatz von drei alternativen Desinfektionssubstanzen
Russland hatte die Einfuhr von US-Geflügelprodukten am 1. Januar 2010 faktisch verboten, indem es den Import von weißem Fleisch, das in Chlorbädern desinfiziert wurde, untersagte. In den USA ist diese Methode sehr weit verbreitet. Die jetzt ausgehandelte Übereinkunft umfasst eine Zusage an Russland, dass US-Ausfuhrgeflügel nicht in Chlorbädern desinfiziert wird, erläuterte Jim Sumner, Präsident der US-amerikanischen Vereinigung der Geflügel- und Eier-Exporteure (USA Poultry & Egg Export Council - UPEEC). Stattdessen hätten sich die Lieferanten auf den Gebrauch von drei alternativen Reinigungssubstanzen verständigt.
Russland ordert bereits wieder US-Geflügel
US-Regierungsvertreter teilen zwar die Gesundheitsbedenken Moskaus hinsichtlich des chlorbehandelten Fleisches nicht, UPEEC-Präsident Sumner meinte jedoch, "das, was für unsere Branche zählt, ist, dass der Importstopp aufgehoben worden ist". Bereits zur Stunde würden die Order-Bücher mit Geflügellieferungen nach Russland gefüllt. Es würden zwar nicht alle Verarbeiter dazu in der Lage sein, ihre Reinigungsprozesse sofort anzupassen, so Sumner weiter, aber die meisten Unternehmen würden die Umstellung vornehmen. Sanderson Farms etwa ändert die Reinigungsprozesse dahingehend, dass für den Export bestimmte Geflügelprodukte mit einer alternativen Substanz gereinigt werden. Fleisch für den Binnenmarkt soll weiterhin in Chlorbädern desinfiziert werden.
Experten: Resistenzen durch Desinfektionsmittel
Der größte US-Geflügelfleischhersteller Tyson Food Inc ließ verlauten, man sei Präsident Obama "sehr dankbar" dafür, dass er den Hühnerfleischstreit auf seine Agenda gesetzt und eine erneute Öffnung des russischen Marktes "erfolgreich verhandelt " habe. Im Geschäftsjahr 2009 habe Tyson Food Inc 10 Prozent seines internationalen Umsatzes von insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar in Russland generiert, so ein Unternehmenssprecher. Im Jahr 2009, vor dem Importstopp, hatten US-Exporteure Geflügelprodukte im Wert von 744 Millionen US-Dollar nach Russland verkauft, wie aus Zahlen der Branchenvereinigung National Chicken Council hervorgeht. Auch die EU hat wiederholt die Chlorbehandlung von US-Geflügel kritisiert, da Hygiene vielmehr bereits am Beginn der Lebensmittelkette, also im Stall, forciert werden sollte. Eine Desinfektion des Fleisches gehe am Ziel vorbei und könnte zu Resistenzen bei den Erregern führen, lautet die Expertenmeinung. (aiz)
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