
Die einen geben auf, die anderen bauen neu. So wie Carolin und Andreas Pflügler. Das Ehepaar baut gerade einen komplett neuen Hof. „Wir haben uns 2018 nach der Übernahme des Hofes von meinen Eltern überlegt, wie wir weitermachen wollen“, sagt Carolin Pflügler. „Und da haben wir schnell festgestellt, dass wir das, was wir wollen, an der alten Hofstelle nicht verwirklichen können.“
Ihr Ziel: Die Direktvermarktung ausbauen, Brauereikurse anbieten, die Landwirtschaft der Bevölkerung wieder näherbringen und Eier und Fleisch produzieren. „Und den Hof für unsere drei Kinder zukunftsfähig machen“, sagt die 37-jährige gelernte Bankkauffrau. All das ging an der alten Hofstelle in Neufahrn bei Freising wegen Platzmangel nicht. Also beschloss das Ehepaar Pflügler auszusiedeln.
Mega-Großbaustelle: Nach vier Jahren – endlich die Baugenehmigung

Es vergingen vier Jahre, bis die Pflüglers die Genehmigung bekamen, dass sie auf dem eigenen Grund am Ortsrand von Neufahrn bauen dürfen. Im Juni 2022 ging es mit der Großbaustelle los. Mittlerweile sind die landwirtschaftlichen Gebäude fast fertiggestellt. So ist etwa die Lagerhalle für Getreide, Kartoffeln, Zwiebeln und Gemüse fertig. Auch die Gewächshäuser sind bereits in Betrieb.
Dort bauen die Pflüglers bis zu 30 verschiedene Kulturen an – von Karotte und Petersilienwurzel bis hin zu Wassermelone und Ingwer. Ihr angebautes Gemüse verkaufen die Pflüglers direkt im Hofladen. Zum Betrieb gehören auch 50 ha Ackerland. Dort baut die Landwirtsfamilie Braugerste, Winterweizen, Sojabohne, Kartoffeln, Körnermais, Zwiebeln und Hartweizen an.
Betriebsspiegel des Pflüglerhofs
Lages des Hofs | Neufahrn bei Freising |
Landwirtschaftliche Nutzfläche (ha) | 50 Ackerland |
Angebaute Kulturen | Braugerste, Winterweizen, Sojabohne, Kartoffeln, Körnermais, Zwiebeln, Hartweizen, Gemüse |
Gewächshäuser | 2 je 300 m² für wärmeliebende Kulturen |
Geflügel | maximal 800 Legehennen, Junghennen und Bruderhahnmast, Küken |
Brauerei | 14 verschiedene Biersorten im Jahr, Direktvermarktung im Hofladen |
Arbeitskräfte | 1 Betriebsleiter, 1 Betriebsleiterin, 1 Angestellter |
Landwirt: „Wir beliefern die Augustiner Brauerei exklusiv mit Braugerste“
Die Pflüglers beliefern hauptsächlich regionale Weiterverarbeiter. „Unsere Braugerste liefern wir exklusiv an die Augustiner Brauerei in München“, sagt Andreas Pflügler, der auch gelernter Braumeister ist. „Die Sojabohnen liefern wir zu einer Toasterei in der Nähe von Augsburg.“ In Zukunft planen die Pflüglers die Sojabohnen als Hühnerfutter zu verwenden. Dasselbe haben die Landwirte mit dem Körnermais und dem Winterweizen vor.
Dieses Jahr bauen die Pflügerls das erste Mal Hartweizen an. Das Ziel: „Wir wollen den Hartweizen an eine Mühle liefern und Hartweizengrieß machen lassen“, sagt Andreas Pflügler. „Aus unseren Eiern und dem Hartweizengrieß können wir dann Nudeln für unseren Hofladen produzieren.“ Neben dem Getreide, Kartoffeln und Gemüse baut sich die Landwirtsfamilie gerade noch ein weiteres Standbein auf – den Hühnerstall.
Landwirte bauen Hühnerstall für 800 Hennen und Bruderhähne

„Wir planen mit vier Einheiten á 20 m² mit je maximal 200 Legehennen“, sagt der Landwirt. „Und mit zwei Einheiten für die Aufzucht und Mast.“ Insgesamt gibt es also sechs Stalleinheiten für 800 Legehennen, Junghennen und Bruderhähne. Eingebaut haben die Pflüglers eine automatische Kettenfütterung, über die die Hühner mehrmals täglich Futter bekommen. "Unsere Hühner bekommen einen Auslauf", sagt Carolin Pflügler. Die Haltungsform nennt sich Freilandhaltung.
Insgesamt rechnet die Familie damit, dass sie künftig bis zu 600 Eier pro Tag produzieren können. „Bei uns werden die Küken schlüpfen, dann ziehen wir die Junghennen und die Bruderhähne auf“, sagt Andreas Pflügler. „Am Ende der Legeperiode bzw. der Mastzeit verarbeiten wir die Tiere vor Ort weiter zu Suppenhühnern oder Brathähnchen“, sagt der 35-jährige. Alles direkt für den Hofladen.
Landwirtsfamilie plant Seminarraum für 100 Personen
Doch damit nicht genug. Die Pflüglers planen auch ein Multifunktionsgebäude. „Dort werden wir einen Seminarraum für die Erwachsenen- und Kinderbildung, eine Schaubrauerei, einen Hofladen und Mitarbeiterwohnungen errichten“, sagt Andreas Pflügler. Im hinteren Bereich des Gebäudes ist ein Schlacht- und Zerlegeraum angedacht. „Dort werden wir die Hühner zu Fleisch verarbeiten.“
Im Bildungsraum sollen über 100 Personen Platz finden. „Wir wollen Busgruppen empfangen und Hofführungen machen“, sagt Carolin Pflügler. Auch überlegen sie, Kochkurse und Brauseminare anzubieten. Einmal in der Woche braut Andreas Pflügler Bier. Daraus stellt er helles Bier, Weißbier und eine Bierspezialität her. „So können wir im Jahr 14 verschiedene Biere in unserem Hofladen anbieten.“
Landwirtspaar: „Wir kriegen keine landwirtschaftliche Förderung“

Bisher kommt das Großbauprojekt der Pflüglers gut an. „Wir haben die Bevölkerung schon zweimal zu uns auf die Baustelle eingeladen“, sagt Carolin Pflügler. „Die Rückmeldung ist hauptsächlich positiv. Aber es gibt natürlich auch die Kopfschüttler und die Kritiker.“ Viele fragen nach den Kosten. Dazu sagt die 37-Jährige: „Wir sind jetzt aufgrund der ganzen Preissteigerungen leicht bei 10 Mio. Euro.“
Die alte Hofstelle im Dorfkern haben sie verkauft. Eine landwirtschaftliche Förderung bekommen die Pflüglers nicht. „Wir finden es schade, dass wir, obwohl wir unseren Hühnern maximales Tierwohl ermöglichen, nicht unterstützt werden.“ Was wird dann unterstützt, fragt sich das Landwirtspaar.
„Der 15.000 er Maststall für Geflügel? Das ist doch genau das, wo wir nicht hinwollen“, sagt Andreas Pflügler. Im Bereich des Förderwesens seien Ihnen viele Sachen aufgefallen, die keinen Sinn machen, erzählen die Pflüglers. „Wir müssen das so hinnehmen“, sagt der Landwirt. „Gottseidank haben wir eh nicht mit einer Förderung geplant. Aber es hat trotzdem einen faden Beigeschmack.“
Neue Hofstelle: Landwirte kriegen 200.000 Euro Zuschuss
Noch ein Problem gab es bei der Förderung. „Im Förderrecht steht, dass der Investor gleichzeitig der Betreiber sein muss“, sagt Carolin Pflügler. „Diese Regelung hat uns in vielen Bereichen die Förderung gekostet, weil der Hof mir gehört.“ Betreiber ist aber das Ehepaar Pflügler, es hat eine GbR gegründet. „Das ist der Hauptgrund, warum wir keine landwirtschaftliche Förderung kriegen.“
Carolin Pflügler kritisiert: „Es ist aber häufig so, dass der Betrieb einem Ehepartner gehört und das Ehepaar den Hof gemeinsam bewirtschaftet. Das wird im Baurecht immer ein Problem sein.“ Warum gibt es da keine Flexibilität? „Ich habe bis ins Ministerium telefoniert und nachgefragt“, sagt Carolin Pflügler. „Die Antwort: Das ist europäisches Förderrecht, sie können da nichts machen.“
Eine Förderung bekommen die Pflüglers aber dann doch: Das Multifunktionsgebäude bezuschusst die Leader-Förderung mit 200.00 Euro. „Die fördert, was nicht-landwirtschaftlich ist“, sagt Andreas Pflügler. „Lustigerweise kommen die Gelder auch wieder aus dem landwirtschaftlichen Bereich.“
Im Sommer 2024 soll die neue Hofstelle fertig sein. Dann will die Familie auch mit ihren privaten Sachen umziehen.
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