"So etwas dürfte nicht sein in einer sorgfältigen Haltung, die wirklich Wert legt auf das Wohl der Tiere", meinte Tierarzt Dr. Karl Fikuart, Vorsitzender des Ausschusses für Tierschutz der Bundestierärztekammer.
Mit den Bildern der Tierschützer konfrontiert, bezeichnete Ministerin Grotelüschen die gezeigten Bilder in der ARD selbst als "nicht wünschenswert", meldet animal-health-online (aho).
Grotelüschen: Lehne jede persönliche Verantwortung ab
Grotelüschen lehnte gegenüber "Report Mainz" jede persönliche oder unternehmerische Verantwortung ab. Sie wisse nicht, wie es zu den Verletzungen gekommen sei: "Wir sind als Betrieb nicht an Mastbetrieben beteiligt, wir sind eine Mastputenbrüterei". Die Betriebe der Mecklenburgischen Erzeugergemeinschaft seien eigenständige Betriebe, die eigenverantwortlich handelten, berichtet aho: "Ich habe also mit den Mecklenburger Betrieben persönlich oder auch als Familie, als Betrieb, nichts zu tun."
Enge Geschäftsbeziehungen
Nach Recherchen von "Report Mainz" bestünden allerdings enge Geschäftsbeziehungen zwischen der Mastkükenbrüterei Ahlhorn, dem Betrieb von Grotelüschens Mann Garlich Grotelüschen, und der Mecklenburgischen Putenerzeugergemeinschaft. Ahlhorn ist größter Gesellschafter der Putenerzeugergemeinschaft. Aus dem Gesellschaftsvertrag ergibt sich nach Recherchen von Report Mainz zudem, dass die Putenmäster der Putenerzeugergemeinschaft ihre Küken bei Ahlhorn beziehen. Außerdem müssen sie die gemästeten Puten später wieder an Schlachtbetriebe liefern, an denen ebenfalls Ahlhorn beteiligt ist. Hinzu kommt, dass Ahlhorn die Betriebe nach eigenen Angaben durch Außendienstmitarbeiter und beauftragte Veterinäre regelmäßig kontrolliert.
ZDG: Verantwortung liegt beim Halter
"Durch die stufenübergreifende Erzeugung liegt die Verantwortung für die Tiere alleinig beim Halter und weder in der vor- noch in der nachgelagerten Stufe", äußert sich Gerhard Wagner, Präsident des ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, zu den Vorwürfen. An den Bildaufnahmen kritisiert er: "Mit der gezielten Auswahl einzelner Tiere und dem bewussten Filmen der Krankenbucht, die in jedem Stall für kranke und verletzte Tiere eingerichtet ist, wird ganz gezielt versucht, einen falschen Eindruck der Putenhaltung in Deutschland zu erwecken." An der Authentizität der Bilder hegt der Zentralverband der Geflügelwirtschaft erhebliche Zweifel.
Putenerzeugergemeinschaft: Aufnahmen sind 'Verleumdung hoch drei'
Auch die Putenerzeugergemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern wies die Vorwürfe zurück. "An den Vorwürfen ist nichts dran", sagte die Geschäftsführerin der Erzeugergemeinschaft, Elke Friedrich, am Dienstag gegenüber der Presse. Die jetzt gezeigten Bilder kursierten seit Jahren, sagte Friedrich dem NDR. Die Innenaufnahmen stimmten aber mit den Gegebenheiten in den Ställen nicht überein. Das sei Verleumdung hoch drei, sagte sie. Die beiden Mäster hätten eidesstattliche Erklärungen abgegeben, dass die Aufnahmen nicht in ihren Ställen gemacht wurden. Das Agrarministerium Mecklenburg-Vorpommerns bestätigte dem NDR, dass die beiden Betriebe in der vergangenen Woche auf eine Bitte des niedersächsischen Agrarministeriums hin überprüft wurden. Es habe keine Beanstandungen gegeben. (dlz agrarmagazin/pd)
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