Hagel, Starkregen, Sturm und Gewitter – in den vergangenen Wochen waren Teile Bayerns immer wieder von starken Unwettern betroffen. Zuletzt traf es am vergangenen Wochenende Kissing südlich von Augsburg. Unwetter mit Hagel verletzte zwölf Menschen, darunter waren sechs Schwerverletzte durch ein eingestürztes Bierzelt. Ein Altenheim musste wegen eines abgedeckten Dachs evakuiert werden.
Hinzu kamen in kürzester Zeit zerstörte Ernten, verbeuelte Fahrzeuge und eingeschlagene Scheiben. Das Unwetter am 26. August hinterließ Verwüstung und Zerstörung in Kissing bei Augsburg.
Hagelfront in Bayern zerstört Mais- und Soja-Felder
Ackerbauer Peter Ludwig erinnert sich sofort an die letzte August-Woche 2022: „Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hat es hier schon einmal gehagelt,“ sagt er gegenüber dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Damals war es der 29. August. Doch der Hagel im Vorjahr war nicht so stark wie in diesem Jahr. In diesem Jahr erlebte er die Hagelfront von seinem Hof aus. „Es wurde plötzlich schwarz und richtig windig. Dann fing es innerhalb von wenigen Minuten voll zum Hageln an, und keine 10 Minuten später war alles vorbei“, beschreibt er.
Als Zentrum des Hagels nennt er Kissing, andere Orte wie Mering habe es noch gestreift. Seine Schadensbilanz auf den Kissinger Äckern sieht ernüchternd aus: Beim Soja seien alle Blätter weg und bei einem großen Teil liegen die Schotten am Boden. Richtig schlimm sehe es auch beim Mais aus, viele Pflanzen seien abgeknickt und hätten einen angeschlagenen Kolben. Ob man ihn noch ernten kann? Das sei mehr als fraglich.
Landwirte ziehen Bilanz: "Körnermais massiv zerfetzt", "30 Fenster kaputt"
Ähnlich sieht es auch auf den Äckern von Michael Leberle aus Kissing aus. Er schildert dem Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt, wie stark es seine Ernte getroffen hat: vor allem der Körnermais sei stark getroffen. Nie und nimmer sei der noch zu dreschen, vermutet er. „Der Körnermais ist massiv zerfetzt, beim Soja stehen teilweise nur noch die Stängel und an den Stallungen sind 30 Fenster kaputt“, erzählt der Landwirt.
Millionen-Schaden für Landwirte nach Hagelstürmen in Juli und August
Bereits Mitte Juli sorgten Schwere Stürme mit Hagel im Süden Deutschlands für hohe Schäden. Die Versicherung Vereinigte Hagel rechnete damals laut einer Pressemitteilung für den Süden erneut mit einem Schaden im höheren zweistelligen Millionenbereich. Reben im Markgräfler Land und am Kaiserstuhl waren ebenso betroffen wie sämtliche Ackerbaukulturen in ganz Bayern und Baden-Württemberg. Nach Angaben der Pressemitteilung erstreckt sich das Schadensgebiet von Sulz am Neckar sowie der Bodenseeregion über den gesamten südlichen Teil Baden-Württembergs sowie die bayerischen Regierungsbezirke Schwaben, Ober- und Niederbayern sowie Teile der Oberpfalz bis an die tschechische Grenze.
Stark beschädigte Ställe und Heulager - Sorge ums Winterfutter wächst
Nach den Unwettern sorgen viele Landwirte sich nun um das Winterfutter: Teile der Maisflächen sind wie bei den Landwirten Peter Ludwig und Michael Leberle nahezu vollständig zerstört. Zudem wurden zwar Wiesen bereits geräumt und gutes Heu eingefahren, allerdings wurden die Heulager vieler Orts von den Unwettern beschädigt oder zerstört. Das gute Futter ist nun der Nässe ausgesetzt. Auch zerbrochenes Glas im Tierfutter macht die Ernte zum Teil unbrauchbar. In Benediktbeuern hat es nach Angaben des Münchener Merkurs auch den Abraham-Hof von Familie Sindlhauser. „Bei uns sind etwa 2000 Quadratmeter Dachplatten kaputt, das fertige Futter nass, die Streuwiesen, die noch zu mähen gewesen wären, vollkommen platt, die Obstbäume kahl. Es ist apokalyptisch“, schildert Franz Sindlhauser die Lage. „An die 280 Siloballen müssen wir nachwickeln, weil es die Folien zerlöchert hat.“
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