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Know-How nach Kasachstan

am Montag, 14.07.2014 - 12:09

Kramp unterstützt die Einführung der Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker in Kasachstan. Jörg Schmidt, Ausbilder bei Kramp, flog dafür nach Zentralasien.

{BILD:613257:jpg}Kasachstan hat ein ehrgeiziges Ziel: In den kommenden Jahrzehnten will es der zentralasiatische Vielvölkerstaat unter die Top 30 der höchstentwickelten Staaten der Welt schaffen. Ein wichtiger Baustein dafür ist die Einführung eines dualen Bildungssystems nach deutschem Vorbild. Unter Federführung der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützen so genannte Kurzzeitfachkräfte aus Deutschland die Einführung von deutschen Standards vor Ort. Einer von ihnen ist Jörg Schmidt, Maschinenbautechniker und Ausbilder bei Kramp in Strullendorf.
 
Zwei Wochen lang war Jörg Schmidt zu Gast im College der Stadt Aulikol, um die kasachischen Kollegen mit dem deutschen dualen System aus Berufsschule und betrieblicher Ausbildung vertraut zu machen. Das College Aulikol, Pilotberufsschule für die Einführung der  Landmaschinenmechatroniker-Ausbildung, wurde 1938 gegründet und war zu Sowjetzeiten führend bei der Ausbildung von Traktoristen und bei Motorenschulungen.
 
Von diesem „Ruhm“ ist heute nicht mehr viel zu spüren. Die Gebäude sind in marodem Zustand, die Ausstattung alles andere als modern. „Die Ausbildung hier ist vor 20 Jahren stehengeblieben“, dieser erste Eindruck von Jörg Schmidt hat sich im Verlaufe seines Besuchs bestätigt. Dennoch soll hier ab 1. September 2014 mit der Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker begonnen werden. Gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus Fachlehrern, Vertretern des College sowie von staatlichen Behörden erarbeitete der Kramp-Ausbilder direkt vor Ort Lehr- und Ausbildungspläne und passte die deutsche Verordnung für das Berufsbild Landmaschinenmechatroniker an die dortigen Verhältnisse an. Zusätzlich unterstützte Jörg Schmidt die erst 2013 gegründete Handwerkskammer dabei, ihre Aufgaben bei der Einführung des dualen Systems zu definieren.

25 Praktikanten im selben Betrieb

"Für die Kollegen in Kasachstan ist die Form der deutschen Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker absolutes Neuland", merkt Schmidt schnell. Bisher war der Beruf hier in viele einzelne Bereiche aufgeteilt  ̶  vom Traktoristen über den Maschinisten bis hin zu Arbeitern, die ausschließlich für Batterien oder Kühler zuständig waren. Eine Ausbildung in den Unternehmen selbst gab es bisher gar nicht. Stattdessen kam es vor, dass alle Schüler nach zwei Jahren Unterricht für ein Praktikum zu ein und demselben Unternehmer geschickt wurden. "Der war natürlich nicht begeistert über 25 Praktikanten zur gleichen Zeit und fühlte sich nur im Betriebsablauf gestört", erklärt Schmidt.
 

Deshalb sollte Schmidt bei seinem Besuch auch die Unternehmer mit ins Boot zu holen: "Den potenziellen Ausbildungsbetrieben musste vor allem klar werden, welche Vorteile das duale System für sie hat". Den Großteil, nämlich rund 60 Prozent ihrer Zeit verbringen die Azubis im Betrieb, sie werden in allen Bereichen ausgebildet, die vorher mehrere Personen abgedeckt haben, und sie erwerben Kenntnisse vor allem in der Elektrik, Elektronik sowie Steuerungstechnik, die bisher überhaupt nicht vermittelt wurden. Bisher wurde in der Berufsschule kaum praxisnah gearbeitet.
 
Bereits heute setzen die kasachischen Unternehmer modernste Traktoren und Maschinen auf ihren Großbetrieben mit oft mehreren 10.000 ha Größe ein. Elektronische Steuerungen verbunden mit Hydraulik- und Pneumatikelementen, klimatisierte Kabinen, Steuerung mit GPS  ̶  all das sind Elemente, die beherrscht werden müssen, für die aber auch Wartung, Pflege und Reparatur vor Ort zu gewährleisten sind. "Der einzige Ausweg ist die Einführung einer modernen dualen Berufsausbildung“, glaubt Thomas Lux, Senior Berater Duale Ausbildung der GIZ in Kasachstan.

Start im September

{BILD:613260:jpg}Auf Wunsch der kasachischen Unternehmer wurde auch eine Besonderheit in die Ausbildungs- und Lehrpläne aufgenommen: Nach den ersten zwei Jahren der insgesamt dreieinhalbjährigen Ausbildung kann eine Zwischenqualifikation als Landmaschinenschlosser inklusive Führerschein erworben werden, um auch die Azubis, die ihre Ausbildung nicht zu Ende bringen, für den kasachischen Arbeitsmarkt zu erhalten und die Ausbildung attraktiver zu gestalten.

Es gab viele Hürden, Ausstattung fehlt nach wie vor, doch Schmidt ist sich sicher, dass das Pilotprojekt im September beginnen kann und erfolgreich sein wird. Ein weiteres Jahr zu warten, hieße, dass andere Länder noch weiter an Kasachstan vorbeiziehen. „Ein Semester ist mit dem vorhandenen Equipment zu überbrücken. Grundlagen zum Beispiel in der Elektro- oder Motorentechnik können den Schüler durchaus mit der vorhandenen Technik vermittelt werden und die Fachlehrer sind sehr motiviert“, so der Kramp-Ausbilder sicher.
 
Daneben ist es nun vor allem Aufgabe der Schulleitung, Kontakte unter anderem zu Herstellern aus der Landtechnik zu knüpfen, um zum Beispiel geeignetes Lehrmaterial zu organisieren. Die Fachlehrer sollen außerdem für einige Wochen nach Deutschland kommen, um sich weiterzubilden. Als großen Vorteil sehen Schmidt und Lux, dass Kasachstans Präsident Nursultan Nasarbajew sich persönlich für die Einführung der dualen Berufsausbildung in seinem Land einsetzt. „Wenn dann noch alle bürokratischen Hürden zügig überwunden und Gebäude sowie Ausstattung modernisiert werden, sehe ich gute Chancen, dass die ersten Schüler in rund vier Jahren das College in Aulikol als fertige Landmaschinenmechatroniker verlassen“, sagt Schmidt. Auch Thomas Lux ist optimistisch: „Es wird zwar nicht einfach sein, speziell den Landmaschinenmechatroniker mit all seinen Qualifikationsanforderungen zu implementieren. Aber der Anfang ist gemacht, und mit der Unterstützung der politischen Entscheidungsträger auf nationaler und Landesebene stehen die Chancen gut.“ je
 
Weitere Informationen: www.kramp.com
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