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Ausland

Technikpirsch in Down Under

am Donnerstag, 30.10.2014 - 12:47

Die Brüder Jörn und Tammo Gläser waren für eine Landtechnik-DVD mehrfach in Australien unterwegs. Dort stehen Tausende Hektar dürres Steppenweideland den fruchtbarsten Ackerböden gegenüber und spezialisierte Sonderkulturenbetriebe sind in Nachbarschaft zu den größten Farmen der südlichen Hemisphäre.

{BILD:620285:jpg}{BILD:620286:jpg}Was die Vielfalt in der Agrarwirtschaft angeht, ist Australien ein wahres Schlaraffenland. Wer dort aber etwas sehen will, muss gutes Sitzfleisch mitbringen. Die Entfernungen sind enorm. Wir haben Agrarbetriebe in den Bundesstaaten Western Australia, Queensland, New South Wales und Victoria besucht. Für die Zuckerrohrernte sind wir außerdem bis rauf nach Cairns gefahren. Unser Kilometerzähler stand in Summe nach den drei Rundtouren bei knapp 12.000 km. Außerhalb der großen Metropolen teilt man sich die schmalen Landstraßen häufig nur noch mit übergroßen Trucks und Kängurus. Beides ist immer für ein Foto gut, aber auch etwas was die Aufmerksamkeit am Lenkrad schärfen sollte.

Australien ist ein weltweit wichtiges Agrarexportland, und das obwohl nur rund sechs Prozent der Landfläche beackert werden. Jedoch leben in Australien nur 23 Mio. Menschen, was die Größenverhältnisse wieder relativiert. So werden 80 Prozent der produzierten Nahrungsmittel außer Landes verschifft. Neben dem Weizenanbau (circa 45 Prozent der Gesamtanbaufläche) spielt Zuckerrohr als Anbaukultur eine zentrale Rolle. Klimatisch ist der Südosten des Landes eher für den Getreideanbau geeignet. In vielen anderen Regionen muss, so es geeignete Wasserquellen gibt, bewässert werden.
Angesichts der Flächenstrukturen und der kurzen Zeitfenster für die Aussaat ist Australien ein starker Markt für leistungsfähige Landtechnik. Raupentraktoren, Knicklenker, gigantische Airseeder und breite Schneidwerke für Mähdrescher prägen das Bild. Zudem hat sich vielerorts bereits Controlled Traffic Farming etabliert.

Mitten hinein in die Getreideernte ging es für uns während des ersten Besuchs rund um den dritten Advent vor zwei Jahren. 100 km nördlich von Perth, der übrigens einzigen Großstadt Westaustraliens, liegt Glenvar. Familie Shields bewirtschaftet hier und auf einer weiter südlich gelegenen Betriebsstätte knapp 22.000 ha. Das System Bale-Direct hat die Familie selbst entwickelt und erprobt. Am Mähdrescher ist eine zusätzliche Hydraulikpumpe mit eigener Ölversorgung und Kühler verbaut, welche die Presse antreibt. Über ein Förderband werden die Erntereste direkt am Mähdrescher abgenommen und in die Quaderballenpresse befördert – ackerbaulich betrachtet eine feine Sache. Die Arbeitsbedingungen für die Airseeder-Direktsaatmaschinen werden wesentlich verbessert und Unkrautpotenzial und Ausfallgetreide gehen mit den Quaderballen direkt vom Feld.
 
Obwohl ein Händler beim Vertrieb eingesprungen ist und es auch Erprobungen mit einem Hangmähdrescher in den USA gibt, sind umgerüstete Maschinen selten. Der Mähdrescher lässt sich zwar auch ohne Presse betreiben, aber der Umbau ist mit umgerechnet 80.000 Dollar nicht gerade ein Schnäppchen. Das gilt vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass viele Farmer jeden Dollar zweimal ausquetschen müssen, denn Subventionen gibt es so gut wie keine, dafür aber regelmäßige Dürreperioden und Überschwemmungen. Die Erträgen schwanken im Weizen zwischen weniger als 2 bis etwas über 4 t/ha. von Jörn & Tammo Gläser

Wie die Tour für die Gläsers weiterging und welche Eindrücke die beiden von ihren Stationen mitgebracht haben, lesen Sie in der traction-Ausgabe November/Dezember 2014, die Sie auch hier bestellen können.