Während der Zeit zwischen Ernte und Aussaat 2017 in Australien verschlug es mich nach Neuseeland. Mein Ziel war neben dem Erkunden des Landes vor allem eine Region: die Canterbury Plains, die Ackerbau Region Neuseelands mit sehr hohen Erträgen und vielen europäischen Landmaschinen. Die Canterbury Plains gelten als die Kornkammer Neuseelands mit den höchsten Erträgen der Welt. Die landwirtschaftlich intensiv genutzte Region befindet sich auf der Südinsel und wird im Osten durch den Pazifik begrenzt und im Westen von den neuseeländischen Alpen. Das gemäßigte Klima ist zu vergleichen mit dem unserer Breiten in Europa. Was fehlt, sind aber oft ausreichend Niederschläge, da sich auf der westlichen Seite die meisten Wolken an den Neuseeländischen Alpen abregnen. Doch wie können die „Kiwis“ trotzdem solch hohe Erträge erzielen?
Meinen ersten Halt machte ich an einem Feld nahe der Stadt Mayfield. Dort waren drei Case Mähdrescher dabei, Vermehrungssaatgut des italienischen Weidelgrases zu ernten. Die Drescher, welche die Grasschwaden über Pickup’s aufnahmen, gehörten zum Lohnunternehmer Matthew Reed, der selbst auf einer der Maschinen saß. Er winkte mich vom Feldrand heran und nahm mich ein paar Runden mit. Der Drusch von Grassaatgut steht in der Regel zu Beginn der Ernte an und war überall in der Region bereits im vollem Gange. Die Erträge lagen 2017 zwischen zwei und drei Tonnen auf den Betrieben, bei denen Reed bis dato gedroschen hatte. Matthew Reed lud mich am nächsten Tag ein, seinen Betrieb zu besichtigen – und da Regen angesagt war und nicht viel los sein würde auf den Feldern, nahm ich sein Ange- bot dankend an. Reed erklärte mir, dass in den letzten Jahrzehnten immer mehr Landwirte in Bewässserungssysteme investiert haben.
Bereits investiert hat Robert „Rab“ MacDowell aus Mayfield. Er besitzt seit drei Jahren vier sogenannte Center Pivots, die sich wie ein Zirkel im Kreis über seinen Flächen drehen. Im Zentrum ist die Pumpe, die das Wasser durch die Anlage drückt. Die Pivots besitzen alle 20 m ein Fahrwerk und werden durch Elektromotoren angetrieben. Die Anlage verfügt über eine GPS-gesteuerte Einzeldüsenschaltung. Wie viel Wasser ausgebracht werden soll, bestimmt McDowell über ein Computerprogramm. Dieses errechnet anhand von mehreren Niederschlags- und Feuchtigkeitsmessgeräten auf seinen Flächen und im Boden in Abhängigkeit von der Temperatur und der angebauten Frucht eine optimale Niederschlagsmenge für das Jahr. McDowell gibt dann täglich bzw. bei Bedarf die Menge und die Zyklen ein, in denen das Wasser ausgebracht werden soll.
Mehr über eine der ertragsreichsten Regionen der Welt und den Auslandsaufenthalt unseres Autors Tammo Steen erfahren sie in der aktuellen traction 03/19.