Aktuell herrscht etwas Unsicherheit in der Branche: Der Großhändler Baro stellte im aktuellen Jahr einen starken Rückgang der Nachfrage nach Landwirtschaftsreifen fest. Zum einen lasse sich das durch die Preissteigerungen vonseiten der Hersteller erklären, was zu einer Zurückhaltung der Käufer führe. Zum anderen seien aufgrund des geringen Niederschlages weniger Reifenwechsel in der Landwirtschaft nötig, da die Traktion auf trockenen Böden auch bei stärker abgenutztem Profil noch ausreichend sei.
Diagonalreifen verlieren mehr und mehr an Bedeutung, da die technischen Vorteile der Radialreifen – weniger Erwärmung, besser hinsichtlich Spritverbrauch und Fahrverhalten – auch in der Agrarwelt zunehmend wichtige Punkte sind.
Reifendruck und Tragkraft

Der Reifendruck muss bei Standardreifen in Abhängigkeit von Achslast, Geschwindigkeit und der Art der Arbeit eingestellt werden. Eigentlich müsste also an einem einzigen Arbeitstag der Druck je nach Aufgabe mehrmals wechseln: Fahrt auf der Straße zwischen zwei Parzellen, längere Fahrt, Feldarbeit mit angehängtem Werkzeug, Arbeit ohne Werkzeug usw. Selbst mit Reifendruckregelanlage ist das aber im Alltag oft nicht machbar.
Laut Bridgestone stellen die meisten Fahrer den Druck einfach ein, wie er für die anspruchsvollste Verwendung des Traktors gut ist – die Fahrt auf der Straße. Die direkte Folge: Ein Reifen, der nur selten mit dem idealen Druck arbeitet und somit eine niedrigere Produktivität mitbringt. Abhilfe sollen Reifen mit den Bezeichnungen „Improved Flexion (IF)“ und „Very High Flexion (VF)“ bieten. Es handelt sich dabei um herstellerunabhängige Standards der europäischen Reifen- und Felgen-Sachverständigenorganisation ETRTO. Solche Reifen sind flexibler, was den richtigen Druck für jede Tätigkeit angeht.
Laut Großhändler Bohnenkamp sind VF-Reifen bereits sehr gefragt. Auch Michelin und Vredestein sehen hier die Zukunft, das Segment werde vor allem bei Großtraktoren wachsen.
Agarreifen: Formfaktor entscheidend

Neben Größe und Karkassentechnologie ist auch das Profil ein entscheidender Faktor. Denn es muss heute nicht mehr zwingend das klassische AS sein. Für Continental etwa sind Hybridreifen einer der wichtigsten Trends im derzeitigen Reifenmarkt.
Wer also neue Schlappen benötigt, sollte nicht wieder sofort zum gleichen Typ greifen, sondern hinterfragen, ob die Stollen überhaupt zur Arbeit und den Betriebsstunden auf Straße, Feld, Baustelle oder im Grünland passen.
Weitere Tipps zum Thema Agrarreifen lesen Sie in traction Ausgabe November/Dezember 2022 und im Digitalmagazin.