Es geht auch ohne Glyphosat, aber ...
Die Tage von Glyphosat sind gezählt – doch bedeutet diese gesellschaftspolitische Entscheidung auch das Aus für die Direktsaat? Mitnichten! Ja, Direktsaat wird ohne Glyphosat noch mehr zur Herausforderung. Praktiker müssen für erfolgreichen Ackerbau ohne Bodenbearbeitung noch mehr auf eine ausgewogene Fruchtfolge, nach Möglichkeit mit 50 Prozent Winterrungen und 50 Prozent Sommerrungen, achten – und mehr Aufwand für die Aussaat von Zwischenfrüchten und Untersaaten betreiben. Denn von einer mechanischen Beikrautbekämpfung wie im Ökolandbau und der aktuell diskutierten Hybridlandwirtschaft halten die meisten Direktsaat-Praktiker wenig, da hier eben ein Eingriff in den Boden stattfindet und das Bodenleben gestört wird. Alternativen wie die Beikrautbekämpfung per Strom oder mit Bakterienkulturen sind noch nicht reif für die breite Praxis bzw. noch nicht zugelassen.
Dabei könnte die Direktsaat eine wichtige Rolle bei der CO2-Bindung und der gesellschaftlichen Akzeptanz der modernen Landwirtschaft spielen. Denn da im Verfahren fast kein Boden bearbeitet wird, kann CO2 im Boden eingelagert und fixiert werden. Zudem wird durch weniger Überfahrten und die fehlende Bodenbearbeitung weniger Diesel verbraucht – auch das spart in erheblichem Umfang CO2.
Ausgereifte Technik am Markt
Direktsaattechnik wird zwar nicht von vielen Herstellern gebaut – von diesen jedoch mit zunehmender Professionalität. Dabei haben Kunden die Wahl zwischen verschiedenen Ausführungen von Zinken- oder Scheibenscharen. Der Fokus der Direktsaat muss klar auf einer präzisen Saatgutablage liegen – das heißt vor allem, dass Saatkörner und Stroh räumlich getrennt sind und die Saat in Boden Wasseranbindung erhält. Mit entsprechender Schartechnik ist das heutzutage auch bei großen Strohmengen und extremer Trockenheit möglich.
Eine Brücke zwischen Mulchsaat und Direktsaat kann übrigens die Lockerungssaat, auch als Getreide-Strip-Till bezeichnet, bauen. Hierbei erfolgt die Aussaat ebenfalls i.d.R. direkt in die Stoppel der Vorfrucht, oder direkt in die Zwischenfrucht, jedoch werden dabei oftmals mehr als 25 Prozent des Bodens bewegt – und es findet eine mitteltiefe Vorlockerung der Saatreihen mit speziellen Lockerungszinken statt. Dieses Verfahren fällt damit nicht unter die klassische Direktsaat, muss aber in diesem Zusammenhang erwähnt und eingeordnet werden.
Mehr zum Thema lesen Sie im 10-seitigen Beitrag in traction Ausgabe September/Oktober 2019.