Lange Entwicklungszeit
Die Idee, zwei Ballen im Non-Stop-Verfahren mit nur einem Riemen zu pressen, klingt genial einfach. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Daher benötigten die Ingenieure von Lely und dem US-amerikanischen Technikpartner Vermeer gute 6 Jahre bis zum heutigen Stand der Technik. Wie das komplexe System aus Kammer, Riemen, Schwingen und Heckklappe funktioniert, haben wir uns beim Strohpressen näher angeschaut.
Drehbare Kammer

Die Lely Welger CB kann grundsätzlich stufenlos Ballen mit einem Durchmesser von 1,0 bis 1,80 m pressen. Dafür kommt ein breiter Endlosriemen zum Einsatz, der mit 22 m gut doppelt so lang ist wie in konventionellen Rundballenpressen – schließlich muss er ja zwei Ballen gleichzeitig aufnehmen können. Kern des Konzepts ist daneben eine Kammer, die aus zwei drehbaren Discs als Seitenwände besteht. Diese werden von zwei so genannten Disc-Armen gedreht, pro Ballen um 180 Grad. Dabei spielen auch zwei Discwalzenpaare eine Rolle, die im vorderen Bereich die Kammer für den neuen Ballen bilden, während sie hinten über eine Riemenschleife den fertigen Ballen zum Abbinden und Auswerfen halten.
Der Ballenaufbau im vorderen Bereich erfolgt in drei Schritten, wobei die Disc-Seitenwände jeweils um 40, nochmals 40 und schließlich um 80 Grad gedreht werden. Beim 80 Grad-Schritt erfolgen weitere Prozesse in der CB parallel: Der Ballen wird in Richtung Heckklappe geführt, wobei der Förderkanal zwischen Rotor und Kammer kurzzeitig verschlossen ist. Daher schwenkt der Boden des Förderkanals kurzzeitig nach unten, um das Erntegut aufzunehmen das kurzzeitig nicht in die Kammer gefördert werden kann. Die Heckklappe schwenkt ebenfalls zeitgleich ein Stück parallel nach hinten aus, um Platz für den zum Abbinden fertigen Ballen zu bilden. Anschließend folgt ein 20 Grad-Zwischenschritt der Discs, um die Discwalzen in ihre Ausgangslage zurückzuführen.
Komplexe Steuerung

Alle Schritte erfolgen angesichts der Komplexität des Systems natürlich automatisch. Für die genaue und synchrone Drehung der Discs kommen zwei seitliche Encoder als Sensoren zum Einsatz, dazu wird die Wegstrecke über einen Radsensor ermittelt. Zusätzlich werden Pressdruck und Auslenkung der Arme und Schwingen erfasst. Über eine Home-Position kann man jedoch von jedem Arbeitsschritt aus in die Grundstellung zurückkommen - beispielsweise bei Störungen. Kleine Ballen am Ende eines Arbeitstages oder Feldes lassen sich manuell bzw. halbautomatisch binden und auswerfen.
Übrigens soll die Welger CB mindestens die gleiche Pressdichte erreichen, wie die aktuelle Lely Welger RP 160 V. Wir haben die Ballen zwar nicht verwogen, aber eine Begutachtung der Ballen hinterließ einen positiven Eindruck – sie waren nicht nur schön tonnenförmig, sondern auch vom Kern bis zum Rand gleichmäßig und fest verdichtet. Schade: Eine Weichkerneinstellung gibt es (noch) nicht.
Störungsfreier Einsatz
In Testeinsätzen machten Nullserienmaschinen der Welger CB laut Lely mehr als 25.000 Ballen ohne größere technische Probleme. Dabei hakte es wohl häufiger bei der Elektronik als bei der Hardware – obwohl man angesichts der vielen beweglichen Teile einen hohen Verschleiß vermuten würde.
Im Bereich Pickup, Rotor und Schneidwerk setzt Lely übrigens auf bewährte Technik aus den eigenen Rundballenpressen-Baureihen, während die in der Heckklappe untergebrachte Bindung von Vermeer kommt. Für die Steuerung der Schwingen, Arme und sonstiger Hydraulikfunktionen haben die Ingenieure jedoch einen eigenen Hydraulikkreislauf mit 70 l großem Tank und links am Eingangs- und Verteilergetriebe angebrachter Ölpumpe integriert.
Den ausführlichen Fahrbericht mit allen Details lesen Sie in traction Ausgabe November/Dezember 2016.